Sieben Gründe, mit 50plus die Piraten zu wählen

hlplakat piratenVor zwei Wochen hab’ ich beschlossen, am Sonntag die PIRATEN zu wählen. Da neuere Umfragen nun sogar gute Chancen signalisieren, dass der Einzug ins Abgeordnetenhaus gelingen könnte, bin ich mit meiner Entscheidung umso zufriedener. Weil ich nun altersmäßig nicht gerade zur Hauptzielgruppe der jugendlichen Partei gehöre, will ich meine Gründe hier benennen. Vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen Altersgenossen.. ;-)

Alsdenn, ich wähle die PIRATEN,

  1. weil DIE GRÜNEN meine Stimme nicht mehr dringend brauchen. Die Partei meiner Generation, mit der mich so viel verbindet, ist angekommen: in allen Landtagen, im Bundestag, in unzähligen Gemeinden. In Berlin wird es auf jeden Fall reichen, mit der SPD eine bequeme Mehrheit zu bilden – und dann erwarte ich einfach, dass sich diese beiden „erwachsenen“ Parteien gefälligst zusammen raufen. (Die A100 ist auch für mich der Knackpunkt – wobei ich fürchte, dass sich die GRÜNEN auf einen Volksentscheid mit aussichtslosen Bedingungen einlassen…)
  2. weil die PIRATEN die wichtigen Themen rund um Digitalisierung, Internet, Datenschutz und Nutzung, Transparenz, Veränderungen von Privatheit und Öffentlichkeit, Weiterentwicklung des Urheberrechts, Netzneutralität, Kampf gegen übertriebene Patentierungen und vieles mehr auf dem Schirm haben. Und zwar ANDERS auf dem Schirm als es für Menschen meiner Generation typisch ist, die doch mehrheitlich seit jeher eine leicht abwehrende und genervte Distanz zu schnellen technischen Entwicklungen pflegen.
  3. Weil die PIRATEN sich noch trauen, zu sagen, was sie denken, wie das eben nur eine neue, noch nicht „etablierte“ Partei kann. Glattes Politiker-Sprech können sie noch nicht – und das ist gut so!
  4. Weil sie zugeben, nicht für jedes wichtige Politikfeld schon Konzepte zu haben, die als „Programm“ herum gezeigt werden könnten. Was helfen uns denn die fertigen und immer schon Jahre alten Parteiprogramme der Etablierten, wenn es z.B. darum geht, so ein Projekt wie den „europäischen Rettungsmechanismus“ zu beurteilen? (Und hat denn die Agenda 2010 im SPD-Programm gestanden, bevor sie über uns kam?) Da wähle ich doch lieber eine Partei, von der ich weiß, dass sie die Frage mit dem Volk im Netz diskutieren wird. Auch mit Nichtmitgliedern…
  5. Weil die Wahlplakate der Piraten zeigen, dass da noch Leute Spass dran haben, für ihre Sache geistreich zu sein. Wogegen das zu Tode gefotoshoppte Konterfei von Renate Künast und ihr „da müssen wir ran“ mir ein großes Gähnen entlockt. In den Anfängen der GRÜNEN wäre so was als typisches Beispiel inhaltsleeren Personenkults nicht in Betracht gekommen – es tut richtig gut, diese Haltung bei den PIRATEN wieder anzutreffen!
  6. Weil DEMOKRATIE bei der Piratenpartei keine Worthülse ist, sondern ein Projekt mit einiger Dringlichkeit. Sie sind die einzigen, die sich wirklich damit befassen, auszuexperimentieren, wie man „mehr direkte Demokratie wagen“ könnte – und zwar mit Hilfe des technischen Quantensprungs, den die Vernetzungsmöglichkeiten per Internet uns heute bieten. Dass das nicht so einfach ist, wie manch ein Pirat sich denkt, macht es nicht weniger wichtig, sich damit auseinander zu setzen. Was sich heute in Berlin „Bürgerbeteiligung“ nennt, ist ja nur noch ein Zitat, eine Karikatur dessen, was einst gefordert war. Es wird Zeit, das es da mal ein „Update“ der Herangehensweisen gibt!
  7. Zuletzt: ich wähle die Piraten, weil ich sehen will, wie sie sich entwickeln, wenn sie mal in der Maschinerie drin sind. Und ich wünsche mir, dass sie da frischen Wind rein bringen, damit „Wowie“ und die GRÜNEN in ihrer etablierten Abgebrühtheit ein bisschen aufgestört werden. Eine gute Ausgangsposition fürs gelegentliche AGENDA-Setting haben sie dann jedenfalls.

(Meine Erststimme bekommt übrigens immer noch die Kandidatin der GRÜNEN…)

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Ein Blog von: ClaudiaBerlin

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