Abschließendes über PiratLB

Als ich vor vier Tagen am letzten Mittwoch hier einen ersten Hinweis auf den offenen Brief von Sebastian Jabbusch an seine Partei, bzw. die Mitglieder des Berliner Landesverbandes der Piraten einstellte, ging es mir zunächst einmal um diese Passage:

Im Landesverband der Piraten herrscht ein unerträgliches Klima der Angst. Glaubte ich anfangs noch an Einzelfälle und hoffte auf Besserung der Person, erkenne ich inzwischen ein Muster: Immer wieder neue Betroffene, die unabhängig voneinander eine immer gleiche Geschichte erzählen. Jüngst versuchte die Person sogar einen gewählte Repräsentanten der BVV politisch zum Rückzug der Kandidatur von Anke-Domscheit-Berg zu nötigen.

Unabhängig davon, dass ich natürlich, sowenig wie wohl die allermeisten LeserInnen des Briefen, überhaupt nichts über den Wahrheitsgehalt der dort getroffenen Aussage wissen konnte, schien es mir dennoch mehr als relevant, solche Zustände innerhalb einer Partei schnellsten offenzulegen und klarzustellen. Die Tatsache, dass es sich bei dem mutmaßlichen Erpresser um einen pubertären Jungen handelt, tut dabei inhaltlich wenig zur Sache. Es erleichtert mich höchstens ein klein wenig, dass es sich nicht um einen aktiven Piratenpolitiker handelt, sondern offensichtlich um einen möglicherweise machtverwirrten Jüngling.

Politik auf diesem Niveau wäre eine Katastrophe, gerade bei den Piraten. Das könnte ihnen das Genick brechen, und das würde ich ihnen wirklich nicht wünschen. Dabei stehe ich den Piraten beileibe nicht so aufgeschlossen gegenüber wie Claudia, die ja vor kurzem  zur Berlinwahl hier eine ziemlich deutliche Wahlempfehlung ausgesprochen hat.

Andererseits: Vielleicht ist ja auch gerade so etwas ohnehin das heimliche UnWesen der Politikmaschine? Keine Ahnung, aber das male ich mir besser nicht aus.

Was sich im unmittelbaren Anschluss an die Veröffentlichung des offenen Briefs im Netz, insbesondere auf Twitter abspielte, war zu erwarten, wenn auch nahezu absurd.

Selbstverständlich brach ein Shitstorm los, als erstes wurde schleunigst die Identität des Jungen aufgedeckt. Auch ich war in kürzester Zeit darüber informiert, ohne dass ich danach gesucht hätte. Und bevor noch die ersten Zeitungsartikel erschienen, war die Stimmung bereits in Häme und Opferschelte (Victim Blaming) umgeschlagen. Selber Schuld, das scheint die nahezu automatisierte Handlungsvorgabe zu sein, wenn Menschen sich als Opfer von was auch immer outen und ihre Angst vor und in der Situation thematisieren, um sie auf sie Art zu beenden. Das alles scheint bis heute anzuhalten, wenn auch nicht mehr in einer so hohen Frequenz.

Ganz am Rande wurden natürlich auch noch schleunigst Nebenkriegsschauplätze eröffnet und völlig andere Themen ins Geschehen geworfen. Das gehört wohl mit zu diesem Shitstorm-Spiel, ist vermutlich einfach ein Teil der Dynamik. Also, wenn die Berliner Piraten schon mal auf der Welle der Demontage schwimmen…

Mich erschreckt diese Dynamik in dem uns so vertrauten Netz, das doch so viele Möglichkeiten bietet, immer wieder. Es stößt mich nahezu ab, alles: die Machenschaften eines PiratLB, die Selber-Schuld-Häme und das Wellenreiten um jeden Preis. Kultur hat immer auch ihre dunklen Seiten, das ist wohl wahr.

Deshalb zum Abschluss ein paar Worte aus der jüngsten Stellungnahme der Berliner Piraten, denn das klingt gut:

Wir verurteilen die Verbreitung von Anschuldigungen und Gerüchten. Spekulationen über die von Sebastian Jabbusch beschriebenen Vorgänge und die Identitäten der Betroffenen sind in keiner Weise zielführend. Sie belasten die Betroffenen zusätzlich und nehmen weiteren eventuell betroffenen Personen den Mut, ihr Schweigen zu brechen.

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2 Kommentare

  1. Pingback: Sind die Berliner Piraten gegen Transparenz?


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