Zwangs-Communisierung bei der Süddeutschen: Jetzt.de

Klar, wer ein „Blog aus der Hauptstadt“ ins Web setzt, schaut sich schon mal um, was Andere unterm Stichwort „Berlin“ so machen – so bin ich heut‘ über das Hauptstadt-Blog auf Jetzt.de gelandet. Erst war mir der Charakter der Seite, auf der ich landete, nicht ganz klar. Die Beiträge wirkten recht persönlich, wenn auch von mehreren Personen verfasst, die nichts miteinander zu tun hatten – aha, ein Multi-Autoren-Blog! Schnell las ich mich fest im Beitrag einer jungen Frau (19), die vor der Frage steht, ob sie mit ihrem Liebsten nach Berlin ziehen soll.

Sie – mit dem lustigen Nick ‚HaltIch‘ – fühlt sich zerissen zwischen bleiben und gehen wollen, ist sich unsicher, ob die Stadt nicht zu groß für sie sei und fragt sich, was aus der Liebe in Berlin werden würde.
Oh, wie hat mich das berührt! Bin ja selbst mit 26 aus Wiesbaden nach Berlin gezogen, mein damaliger Liebster hatte keinen Bock auf Bundeswehr. Ok, wir waren auch beide abenteuerlustig, ein wenig gelangweilt von den Biergärten in Mainz und Wiesbaden. Auf der Massen-Uni und in unseren Studi-Jobs hatten wir es nicht geschafft, an irgend etwas außer dem anderen Geschlecht echtes Interesse zu entfalten. BERLIN war da genau richtig! Rückblickend war es die beste und folgenreichste Entscheidung meines Lebens – ich fand weit mehr als nur die Fortsetzung unserer Zweisamkeit!

Das alles wollte ich „HaltIch“ nun sofort erzählen, klickte also auf den Kommentarbutton und schrieb meinen Beitrag. Nichts warnte mich vor, dass ich den nur würde abschicken können, wenn ich „mich registrierte“ – ja, wie komm‘ ich denn dazu?? Jetzt schaute ich mir das Ganze genauer an und stellte fest, dass die Links unter den Nicknamen auch immer nur zu „internen Seiten“ führen – nix mit Link nach außen zum eigenen Blog!

Nun, ich werde doch nicht wegen eines einzelnen Kommentars dort Mitglied und lasse das gesamte Standardprogramm (Fotoalben, Blog, Profilseite, Gästebuch, PN-Verkehr) über mir ausschütten! Wieder ein „Ort“, für den ich mir Usernamen und Passwort merken müsste, nur um dann sicher zu sein, dass mich niemand von „außerhalb“ kontaktieren kann. Weder per Kommentar noch über „Botschaft schreiben“ – immer erscheint die Registriermaske: „das ist ganz einfach…“, ja, ja, ich weiss, aber ich WILL nicht!

Schade für HaltIch: meine Ermunterungen wären ihr vielleicht gerade recht gekommen – aber der SZ ist es offenbar nicht recht, wenn sich frei schweifende Netzgeister ungebunden unterhalten. Dafür gibt’s es T-Shirts („sind in..“) und Sommerposter an jedem Randstreifen: nichts dagegen, aber ich kauf doch nicht dort, wo mir Möglichkeiten, an die ich gewöhnt bin, GENOMMEN werden! Nicht mal „Botschaft senden“ geht, ohne dass ich mich eingemeinde – der Link „anfreunden“ erscheint mir da wie glatter Hohn.

Wer jetzt meint, registrieren sei doch sehr verbreitet, um z.B. den Spam aus den Kommentaren zu halten, trifft den Punkt nicht: einem Blogger, der sich noch nicht anders zu helfen weiß, nehm‘ ich das nicht übel – der wird aber auch nicht im Traum dran denken, mir den Link zum eigenen Blog zu verunmöglichen.

Offensichtlich wollen verschiedene „Big Player“ mal wieder ein eigenes Internet aufmachen, überall finden sich schöne „Umgebungen“ mit all den tollen Features, die irgendwo „da draußen“ in den unkontrollierten Weiten des Webs gerne angenommen werden. Aber sie wollen auch gleich die Tür hinter dem User schließen, der die Angebote annimmt: keine Außenkontakte mehr!

Mal angenommen, ich würde mich in so einem „umzäumten“ Ambiente richtig ausbreiten: viele Texte schreiben, Fotos einstellen, Leute kennen lernen, viel Zeit „dort“ verbringen – und eines Tages verlangen sie Eintritt: Was könnte ich dem entgegen setzen, wenn mein ganzes „Netzleben“ von ihren „System“ abhinge???

Nein – SO wird es nicht funktionieren! Auch dieser Hype 2.0 wird nicht so verlaufen, wie es sich diejenigen wünschen, die nur den potenziellen Kunden sehen. Auch HaltIch wird ja auf Dauer mitbekommen, dass es für ihre Frage nicht förderlich ist, den Kreis derer zu beschränken, die ihre je eigene Antwort beisteuern würden – wenn sie denn nicht von den goldenen Käfigtüren abgeschreckt würden!

Du lieber Himmel – ich ufere ganz unbloggig aus… :-)

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