Berlin im Bürgerkrieg

Heute vor 20 Jahren wurde „die Mainzer“ geräumt. Die Hausbesetzer in der Mainzer Straße in Friedrichshain, in der es nach dem Fall der Mauer ein Jahr zuvor diverse besetzte Häuser gab, hatten die gesamte Straße systematisch abgeriegelt. Unter anderem gab es dort zu der Zeit ein Tuntenhaus, ein Frauen- und Lesbenhaus, ein Partyhaus und ein Haus der Hippies.  Gelebte Anarchie und selbstbestimmtes Leben, einen Sommer lang. Zwischen dem 12. und 14 November 1990 wurde die Straße dann von der Polizei geräumt. Im Anschluss an die umstittenen Aktion zerbrach die rot-grüne Koalition, an der damals auch Renate Künast beteiligt war. Eine Farbkombination, die im nächsten Jahr ja möglicherweise wieder angestrebt wird.

Der Tagesspiegel erinnerte gestern mit einem Artikel an diesen Teil Berliner Geschichte und lässt vier Beteiligte zu Wort kommen: Freke Over – einen der Besetzter, Walter Momper – damaliger Senatschef, Harald Wolf – Sympathisant und Vermittler und Thomas Goldack – damals ein junger Polizist.

Auch die taz greift das Thema auf und schreibt:

An diesem 14. November bricht in Berlin die größte Straßenschlacht aus, die die Stadt je gesehen hat. Damit endet ein Jahr der Anarchie, das mit dem Fall der Mauer begann. Und es zerbricht eine rot-grüne Koalition, die Christian Ströbele noch als „Jahrhundertchance“ bezeichnet hatte. Renate Künast kündigt das Bündnis nach dem Polizeieinsatz auf.

… als Deutschland ein knappes Jahr nach dem Mauerfall wiedervereint wird, versucht der Senat wieder Ordnung in den Bezirk Friedrichshain zu bekommen. Die Polizei rückt vor, die Besetzer bauen immer höhere Barrikaden aus Autoreifen, Einkaufswagen und Sofas. Die Mainzer Straße wird zum Zentrum eines Konflikts, der am 14. November eskaliert.

Eine Doppelseite zum Thema mit ausführlichem Bericht und vielen Bildern, damals und heute, gibt es übrigens nur in der Printausgabe, der sonntaz. Das lohnt sich aber, außerdem steht in derselben Ausgabe auch noch etwas über Neda Soltani. Aber das jetzt nur kurz am Rande.

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