Susanne am
16. März 2009

Glaspalast in der Karl-Marx-Straße

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Wochenlang bin ich an dieser Baustelle vorbeigelaufen, mehr oder weniger desinteressiert, da ich der Meinung war, daß das ehemalige Hertiehaus Stück für Stück abgerissen wird. So ähnlich wie der Palast der Republik, das ist man ja inzwischen gewöhnt. Dem ist aber in dem Fall nicht so, habe ich heute festgestellt. Ganz im Gegenteil, Neukölln erhält an dieser Stelle ein quasi funkelnagelneues Geschäftshaus. Durch die Neugestaltung soll die Einkaufstraße nachhaltig aufgewertet werden. Die Hoffnung ist wohl, daß das Umfeld nachzieht und das derzeit etwas schmuddelige und vor allem hochgradig hektische Treiben sich ebenfalls ein wenig aufputzt.

karl_marx_2.jpg Man wird sehen, ich zumindest bin gespannt. Im Frühjahr soll es bereits so ausscheuen, wie auf dem Bauschild weithin zu erkennen. Strahlende Sonne, blauer Himmel und lauter schicke Leute. Dann stehen über 22.000 m² Ladenfläche zur Verfügung, und 70 Millionen Euro wurden verbaut. Ob wohl eine Buchhandlung darin zu finden sein wird? Wo doch die Wohlthat’sche gerade einem blöden Billigdesignschuhladen gewichen ist. Oder nur die üblichen Filialisten, die ohnehin alle schon in der Gegend zu finden sind?

Genauer kann man das Projekt übrigens auf der Architektenseite vahjen+partner begutachten.

Susanne am
13. März 2009

Heute abend Lesung: Sieben Tage Neukölln

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Es  ist Freitag, der 13. Das ist ein nahezu idealer Tag, um aus einem schmutzigen Neukölln-Krimi vorzulesen: Heute abend ab 20 Uhr im Saalbau Neukölln. Da liest der Schauspieler Dirk-Oskar Plate aus dem jüngsten Werk der Autoren Peter Rieprich und Norbert Kleemann, die ebenfalls anwesend sein werden. Darüber hinaus gibt es auch noch Jazz mit Rolf Römer.

Worum es in dem Kiezkrimi „Sieben Tage Neukölln“ eigentlich geht, wird natürlich nicht verraten. Nur soviel: Die Hauptperson Borscht ist ein höchst vergeßlicher Privatdetektiv, der – als literarische Figur – schon einen beachtlichen Bekanntheitsgrad erreicht hat. In dem aktuellen Buch soll er den Prokurist Lehmann beschützen, der von Killern bedroht wird. Außerdem geht es noch um Tempelhof, was jedoch nicht weiter erklärt wird. Wohl aber naheliegend ist.

Klingt spannend!

Susanne am
12. März 2009

Musizieren erlaubt

Gestern, als ich wie in den Wochen zuvor, hurtig durch den U-Bahnhoftunnel in Steglitz lief, fiel mir plötzlich dieser Schalter auf. Geschlossen, natürlich. Wann sind diese Infohäuschen schon mal geöffnet und mit echten Menschen besetzt? Aber dann… diese Überschrift:

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Musizieren in den U-Bahnhöfen ist also von der BVG ausdrücklich erlaubt. Natürlich nur mit Genehmigung, in ausgewiesenen Bereichen und mit ganz bestimmten Instrumenten, wie es sich gehört. Blechblasinstrumente gehören selbstverständlich nicht dazu.

Die Qualität der Musiker werde ebenfalls nicht geprüft, stellt die BVG fest. Das regele sich schon von selbst. Man möchte es nicht meinen, wenn man sich das Schrammeln und Schruppen, das Quetschen und Quengeln in den U-Bahnzügen vor Augen hält. Besser vor Augen als vor Ohren, in den meisten Fällen. Dann muß man das Gedudel wenigstens nicht hören. Doch dafür ist die BVG nicht zuständig, diese „Musiker“ habe keine Genehmigung. Musik in den Bahnen ist nämlich eigentlich verboten.

Die Musik-Genehmigung gibt es immer Mittwochs von 7 bis 11 Uhr im U-Bahnhof Steglitz. Wie es da zugeht, wer dorthin kommt und was das ganze bringt, kann man in einem Straßenfegers vom letzten Jahr nachlesen. Leicht ist das Geschäft nicht. Aber immerhin, Berlin ist die einige Stadt in Deutschland, in der U-Bahnmusik überhaupt legal ist.

Susanne am
7. März 2009

Mangelhafte Postzustellung in Berlin?

Gestern Morgen klingelte es kurz nach zehn bei mir an der Tür. Das wird doch nicht, dachte ich. So früh? Irritiert ging ich in den Flur, nahm den Hörer der Gegensprechanlage und sagte: Hallo?

Keine Antwort.

Ich muß zugeben, daß ich in Berlin doch schon so einige schlechte Erfahrungen mit der hiesigen Post gemacht habe. Also sagte ich noch einmal, diesmal etwas genervt und laut: Hallo!

Diesmal kam eine Antwort, tatsächlich. Einschreiben, sagte eine etwas überraschte Stimme. Ich habe ein Einschreiben für Sie. Der Mann in Gelb kam dann die vier Treppen zu mir hoch und händigte mir persönlich die neuen Kontaktlinsen aus. (In Polen bestellt, versandkostenfrei, und dann per Einschreiben verschickt. Das soll an dieser Stelle auch mal gesagt sein.) So glücklich läuft es aber nicht immer bei der Post, insbesondere wenn es um die Zustellung von etwas mehr als ein paar Blatt Papier geht.

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Foto: Deutsche Post AG

Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich Büchersendungen oder Päckchen selbst bei der Post abholen mußte, obwohl ich in der Zeit, in der die blaue Karte in meinen Briefkasten geworfen wurde, ganz sicher zuhause gewesen bin. Ich weiß das, ich arbeite schließlich hier. Ebenfalls habe ich nicht mitgezählt, wie oft ich mich auf den Weg in diverse Geschäfte im Umkreis von etwa einem Kilometer machen mußte, um dort meine Post abzuholen. Läden, in denen ich noch nie zuvor gewesen bin, die aber gut geführte Listen ihrer Postkundschaft vorliegen haben – so regelmäßig lädt die Post offensichtlich ihre Last dort ab.

Natürlich ist mir bekannt, daß die Zusteller einerseits immer größere Gebiete zugeteilt bekommen, andererseits aber für die Zustellung nur zehn Stunden Zeit haben. Danach dürfen sie nicht weitermachen. (Wie bitte? Zehn Stunden?) Über die Bezahlung weiß ich nichts genaues, kann mir das Desaster aber ungefähr vorstellen. Es geht mir ausdrücklich nicht darum, meinen persönlichen Postzustellern irgendetwas zu unterstellen oder sie gar persönlich für die Misere verantwortlich zu machen.

Aber ich hätte eben doch gern meine Post und zwar jedes einzelne Stück davon.

Und genau an dieser Stelle wird es nun wirklich ärgerlich. Ich weiß von insgesamt fünf Postsendungen in den vergangenen vier Jahren, die nie bei mir angekommen sind. Drei Bücher und eine Jacke, für alles hatte ich bezahlt, außerdem eine Weihnachtskarte. Keine Ahnung, ob diese fünf Dinge bei Nachbarn – vielleicht drei Straßen weiter – abgegeben oder einfach ohne zu Klingeln unten ins Treppenhaus gestellt wurden. Verschwunden ist sie halt, meine Post. Unauffindbar. Fünf Sendungen, also mehr als eine im Jahr. Wobei das nur die sind, von denen ich definitiv weiß. Vermutungen gäbe es darüber hinaus natürlich auch noch, aber die stelle ich besser gar nicht erst an.

Das zuletzt verloren gegangene Buch versuchen wir nun zu finden, der Absender und ich. Er hat an verschiedene Stellen geschrieben, ich dagegen habe bislang lediglich eine Karte erhalten, mithilfe der ich nun um einen Rückruf bitten kann. Ich könnte natürlich auch selbst anrufen, die Nummer steht da. Aber sie fängt mit einer 0180 an.

[Mehr Postgeschichten gab es übrigens heute im Tagesspiegel.]

ClaudiaBerlin am
2. März 2009

Kreuzberg braucht seinen Kühlschrank!

Zwanzig Jahre lebte ich in Kreuzberg: es ist ein verdammt dicht besiedelter Bezirk, der viel zu wenig Grünflächen und Parks hat. Zwar gibt es auch etliche schöne Friedhöfe, die mehr und mehr zur Naherholung der Anwohner genutzt werden, doch zur Luftqualität tragen diese nur einen kleinen Teil bei.

Sehr viel mehr bringt da der „stadtklimatische Kühlschrank“, das Tempelhofer Feld. Eine große freie Grünfläche, in der sich im Sommer die Luft nicht so aufheizt wie in den Straßenblöcken Kreuzbergs, in denen es durch die Speicherfunktion der Häuser immer ein paar Grad wärmer ist als „draußen“. Nicht auszudenken, wie sich der Sommer künftig anfühlen würde, wenn das Tempelhofer Feld durchweg bebaut würde!

Der Senat plant allerdings schon ganze neue Stadtviertel, wie der Tagesspiegel berichtet – und bekommt nun Gegenwind vom Bezirk:  „Wir lehnen den Bau des Columbia-Quartiers komplett ab“, sagte Franz Schulz (Grüne), Bürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, dem Tagesspiegel. Das geplante Wohnquartier schneide die dicht bebauten Stadtviertel Kreuzbergs von der Kaltluftzufuhr vom ehemaligen Flugfeld ab. „Das ist für das Klima in der Stadt keine gute Idee“, so Schulz.

Ich bin gespannt, was das Gerangel um die riesige freie Fläche letztlich ergeben wird. Bei meinem letzten Umzug innerhalb Friedrichshains war es mir wichtig, nahe an der breiten Schneise mit den  Bahn- und S-Bahn-Geleisen zu bleiben, die nicht nur Züge, sondern auch jede Menge frische Luft in die Stadt bringen.  Man gehe mal Richtung Frankfurter Allee oder gar darüber hinaus: es ist ein Unterschied, den man in Kopf und Nase spürt!

ClaudiaBerlin am
24. Februar 2009

Natur als Kunst: Tuffstein in der Oberbaum-City

Vor zehn Jahren war es nur ein seltsamer, überdimensionierter dunkler Klotz, der da auf einmal im öffentlich zugänglichen Hof der ehemaligen NARVA-Fabrik (heute: Oberbaum-City) stand.

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Ging man ein paar Schritte weiter, fand sich im nächsten Hof ein ähnliches Objekt: moderne Kunst am bzw. im Bau – ich hakte es als eine der vielen Zumutungen der Postmoderne innerlich ab, wunderte mich aber schon über den Aufwand, der da getrieben worden war, um diese riesigen Blöcke in die Höfe zu bekommen.

Über die Jahre warf  ich immer mal wieder einen Blick auf die „Hof-Kunst“ – und jedes Mal gefiel mir besser, was ich sah. Wasser rinnt an den Steinen herunter, es wächst Moos in den Ritzen und im Winter gefriert das Wasser zu „stehenden Eisfällen“. Ein Stück Natur, das sich durch die Einwirkungen der Elemente immer mehr verändert – schon irgendwie genial!

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Auf den Seiten der Steinmetz- und Bildhauerwerkstatt Schnell finden sich weitere Informationen über das eindrückliche Werk: „Grundgedanke war es kraftvolle Stücke Natur in urbane Umgebung einzupflanzen. Dies gelang mit mächtigen über 42 cbm großen, aus dem Berg geschnittenen Kalksinther -Tuffsteinen. Zur Bewältigung diese Vorhabens mussten die vier monolitischen Blöcke in jeweils vier Elemente mit ca 25 Tonnen Gewicht geteilt werden und konnten so von Slovenien mit 16 Einzeltransporten nach Berlin geliefert und dort unter logistischer Höchstleistung in den vier Innenhöfen wieder cm-genau zusammengesetzt werden.“

Sehenswert sind auch die Bilder vom Ausschneiden der Steine und vom Transport an den Zielort (ebenfalls auf den Steinmetz-Seiten). Geplant hat das Ganze Prof. Gustav Lange aus Hamburg, Bauherrin war die Bayrische Hypo-Bank – damals war noch nichts mit Krise!