Susanne am
26. Januar 2009

Silvestereinsatz in Schönfließ

Acht Schüsse – also alles, was möglich war – hat ein 34-jähriger Polizist in der Silvesternacht auf einen unbewaffneten, in einem Auto sitzenden Straftäter abgegeben. Und ihn so gleich mit der ersten Kugel getötet. Eine Katastrophe.

Mehr und mehr entsetzt verfolge ich seither die Berichterstattung und Kommentare zu diesem Geschehen. Zunächst wurde die Polizei entlastet, da es sich bei dem tödlichen Treffer um einen Querschläger gehandelt haben soll. Anschließend folgten Spekulationen, ob nicht der Schütze das Opfer gekannt und aus Eifersucht geschossen haben könnte. Dieses wurde bald darauf schleunigst verworfen. Dafür brachte die weitere Untersuchung insgesamt acht gezielte Schüsse ans Licht, und der betreffende Beamte wurde verhaftet. Das neueste sind nun Ermittlungen gegen zwei weitere anwesende Beamte und zwar wegen des Verdachts auf Strafvereitelung im Amt. Eine Katastrophe.

Der tote Dennis wurde inzwischen begraben, und ein wütender Trauermarsch zog im Anschluß durch Neukölln. Noch ist unklar, ob gegen den Täter Anklage wegen Totschlag oder möglicherweise sogar wegen Mord erhoben wird. Der Beamte sitzt jedoch nicht in Haft. Er befindet gegen Meldeauflagen auf freiem Fuß und ist dabei selbstverständlich vom Dienst suspendiert. Juristisch vermutlich ein gängiger Vorgang. Und beinah verständlich, wenn man weiß, daß ehemalige Polizisten im Knast auf der untersten Stufe stehen. Als frühere Gegner aller anderen einsitzenden „Knackis“ bilden sie dort eine willkommende Zielscheibe.

Dennoch ist für die Angehörigen des Opfers gerade das eine Katastrophe. Immer wieder werden Vermutungen geäußert, daß es entgegen aller Verlautbarungen unter Polizisten und Justizbeamten nach wie vor einen mächtigen Korpsgeist gibt. Ein Ring von Hinweisen, Absprachen und Lügen, mit dessen Hilfe das einzelne Mitglied abgeschirmt und geschützt werden kann. Sogar der Vorwurf, die ganze Aktion sein von vornherein abgesprochen gewesen, steht im Raum. Die intensive Untersuchung der Tat spricht zwar deutlich dagegen, zum Glück. Doch der Schaden, den die Berliner Polizei – und möglicherweise die Polizei überhaupt – durch diesen Vorfall genommen hat, ist groß. Und daß in diesem Zusammenhang vielfach von Image gesprochen wird, ist nahezu absurd.

Weitere Entwicklungen in der Sache bleiben abzuwarten. Tagtäglich können neue, erschreckende Meldungen veröffentlicht werden, zusätzlich werden Vorwürfe und auch Spekulationen folgen. Davon ist auszugehen.

Unter anderem stellt sich die Frage, ob es sich bei diesem Einsatz um einen katastrophalen Einzelfall handelt. Wobei natürlich davon auszugehen ist, daß sich dieser extreme Fall von Machtmißbrauch nicht generalisieren läßt. Aber darüber hinaus gedacht, weit unterhalb dieser Schwelle: Wer weiß, was sonst alles möglich und möglicherweise üblich ist?

Ich zumindest erwische mich dabei, wie ich diesen jungen Leuten in Uniform vermehrt auf das klobige Metallding schaue, das sie an der Hüfte hängen haben. Und dann ins Gesicht, und mich frage, ob sie gut ausgesucht und gut ausgebildet sind. Ob sie wissen, was es bedeutet, ein Gewaltmonopol innezuhaben?

ClaudiaBerlin am
21. Januar 2009

Berlin-Zitate, kurz kommentiert

Berliner WahrzeichenDie Blogparade „Zitate und Gedanken“, die derzeit auf IThougths läuft, brachte mich auf die Idee, mal nach Zitaten mit Berlin-Bezug zu suchen. Hier einige der Fundstücke:

„Du bist verrückt mein Kind, du mußt nach Berlin!“
– Franz von Suppé (1819-95), östr. Operettenkomponist –

Schon damals war Berlin also dafür bekannt, allerei Menschen anzuziehen, die ein wenig neben der Spur lebten oder leben wollten – wie schön, dass das bis heute so geblieben ist!
Ins selbe Horn bließ der Kabarettist Wolfgang Neuss, der meinte, Berlin sei

…ein fruchtbares Gelände für sumpfige Typen, seit 750 Jahren.

Wirklich schön auch der nächste Spruch:

„Berlin – Ich fühle mich hier ein bißchen wie in Südfrankreich. Ich habe immer das Gefühl, ich müßte gleich an den Strand gehen.“
– Herbert Grönemeyer –

Ob wir es IHM verdanken, dass es heute so viele Strandbars in Berlin gibt? Davon abgesehen mühen sich Berliner Politiker weidlich, das „Südfrankreich-Feeling“ zu bekämpfen. Hoffen wir, dass sie keinen Erfolg damit haben!

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Das berühmte Kennedy-Zitat „Ich bin ein Berliner“ ist  vor dem Hintergrund der Teilungsgeschichte verständlich, wogegen ein anderer Spruch doch Rätsel aufgibt:

Vor Gott sind eigentlich alle Menschen Berliner.
– Theodor Fontane-

Was er damit wohl gemeint hat?

Susanne am
19. Januar 2009

Präsident Obama in Berlin?

ObamatimeMorgen wird in Washington der 44. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt. Eine jetzt schon legendäre Veranstaltung, handelt es sich bei Barack Obama doch um den ersten Schwarzen in diesem hohen Amt. Diese Tatsache allein macht seit Monaten rund um die Welt Schlagzeilen. Die anstehenden Probleme politischer wie wirtschaftlicher Art dagegen blieben zunächst eher im Hintergrund. Diese werden aber ohne Frage alsbald massiv in die Schlagzeilen drängen. Und das ist auch gut so.

Zuvor aber werden weltweit die Partys zur Amtseinführung gefeiert. Auch in Berlin, unter anderem im Goya, im Amerika-Haus und im Irish-Harp in Charlottenburg. (Weitere, sicherlich vielzählige Events, können gern in den Kommentaren ergänzt werden.)

Außerdem wird in der Stadt seit ein paar Tagen darüber spekuliert, ob der neue Präsident und seine zukünftige Außenministerin Hillary Clinton bereits Anfang April Berlin besuchen werden. Und ob es dann auch mit dem Brandenburger Tor klappen wird. Im letzten Sommer war es ja „nur“ die Siegessäule, die allerdings mit Bravour eingenommen wurde. Obwohl nicht alle begeistert waren von dem kurzen, höchst eleganten Auftritt.

Nun gut, wir werden sehen, morgen und im April, vielleicht. Mit Sicherheit aber in den täglichen Nachrichten der nächsten Jahre.

Susanne am
18. Januar 2009

Jacks Blog: Über den ersten Diabeteshund in Berlin

kurzhaarcollie.jpgJack ist ein Kurzhaarcollie. Er hat einen schwarzen Rücken, einen strahlend weißen Bauch und dazu ein paar hübsche hellbraune Flecken hier und da. Jack ist noch sehr jung. Bis er erwachsen ist und sich angemessen zu benehmen weiß, dauert es wohl noch eine Weile. Immer wieder stellt er ziemlichen Blödsinn an. Er muß erst noch lernen, was es heißt, mit Menschen zu leben.

Darüber hinaus ist Jack der erste Diabetesspürhund Berlins. Das heißt, er soll es einmal werden, denn natürlich befindet er sich derzeit auch diesbezüglich noch in der Ausbildung.

Seit etwa zwei Monaten lebt Jack inzwischen bei der Bloggerin Doro in Berlin, die – in Zusammenarbeit mit dem rbb – ein Blog darüber führt: Jacks Blog. Doro ist seit vielen Jahren Diabetikerin und führt als Mutter von drei Kindern alles andere als ein ruhiges Leben. Hin und wieder fordern die alltäglichen logistischen Herausforderungen einer Alleinerziehenden ihren Tribut, Über- oder Unterzuckerung können die Folge sein. Insbesondere Streß bewirkt oft eine Hypoglykämie, ein Zustand, in dem sich ein Diabetiker je nach Schweregrad nicht immer selbst helfen kann.

In dem Fall also wird in Zukunft Jack eingreifen, der mit seiner dann fein ausgebildeten Nase, Doro früh genug auf den unguten Zustand aufmerksam machen soll. Ein erstes Mal hat er sich sogar schon bewährt. Wenn auch vermutlich eher zufällig.

Susanne am
15. Januar 2009

Chaos und Wahn bei der Bahn

Nachdem gestern ein „simpler“ Netzwerkausfall den Bahnverkehr bundesweit mächtig in die Knie gezwungen hat, wird heute vor allem der Umgang mit solchen Krisen kritisiert. Was nicht besonders verwundert, ist der Service der Deutschen Bahn doch mehr oder weniger ein Dauerthema. Auch jenseits der Medien. Glaubt man einfach nur seinen hin und wieder bahnfahrenden Freunden und Bekannten, sind Ticketchaos, Verspätungen und sonstige Unverschämtheiten an der Tagesordnung.

Gerne wird in dem Zusammenhang auch der immer wieder verschobene Börsengang der Bahn sowie Größenwahn des amtierenden Bahnchefs thematisiert. Bereits der Berliner Hauptbahnhof gilt als ein Prestigeprojekt und gerät wohl nicht zuletzt deshalb seit seiner Fertigstellung einfach nicht aus der Schußline der Kritik. Er steht aber auch zu hilflos und einsam in der Berliner Landschaft, der gläserne Bahnriese. Und hat sogar schon tonnenschwere Teile von sich geworfen, vor lauter Verzweiflung. Traurig, dieses Schicksal. Typisch Berlin, könnte man sagen.

Aber vielleicht funktioniert ja ein neues, höchst ambitioniertes Bahnprojekt am Standort Stuttgart besser. Dort wird offensichtlich ebenfalls dringend ein neuer Hauptbahnhof benötigt. Sehr schick!

Wer braucht schon ein besser gesichtertes Computersystem, einen funktionierenden Notfallplan oder zufriedene Kunden gar?

Susanne am
12. Januar 2009

Berliner Justizsenatorin kritisiert Hartz IV

Woher, wenn nicht aus Berlin, kommen immer wieder scharfe Worte zum Thema Hartz IV? Diesmal ist es die Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD), die eine deutliche Sprache spricht, und sich dabei nicht nur auf die Berliner Misere bezieht.

Bei den Berliner Sozialgerichten ist inzwischen ein „unfassbar großer Mount Everest aus Akten“ aufgelaufen, sagte ein Sprecher gestern. Geklagt wird gegen verweigerte Mietübernahmen, nicht ausreichende Heizkostenzuschüsse und Einkommensabrechnungen. Jede zweite Klage bekommt dabei vor Gericht auch Recht zugesprochen. Die Berliner Jobcenter weisen also eine recht hohe Fehlerquote auf, was für Überforderung, wenn nicht gar Inkompetenz spricht. Von den Jobcentern wird dieser Vorwurf natürlich zurückgewiesen. Dennoch werden weitere Schulungen und Personaleinstellungen befürwortet, heißt es, außerdem ist die Einrichtung von weiteren Dauerstellungen angestrebt, um Hartz IV-geschultes Personal auch längerfristig einsetzen zu können. Diese Erwiderung an sich spricht schon Bände, läßt eher Hilflosigkeit als Pragmatismus vermuten. Weiterlesen →