Susanne am
4. Mai 2011

Alles ruhig macht der 1. Mai

Tatsächlich  war wenig los in Berlin am letzten Wochenende, wie ich es geahnt hatte. Über Neukölln stand stundenlang ein Heli und lärmte vor sich hin, aber sonst? Ein paar türkische Höllenengel haben letztendlich mehr Schlagzeilen gemacht als üblichen linken Helden. Nur die taz verweißt auf einen kleinen Schönheitfehler hin am späten Abend, nach 22 Uhr, und damit auf eine provokative Polizeitaktik:

Ab dann verfolgte die Polizei eine Strategie, die nur als pure Provokation verstanden werden konnte. Zwanzigertrupps zogen stundenlang wie Pac-Man-Figuren im Zickzack durch die anfangs ruhige Menge am Kottbusser Tor, wahllos mit Fäusten nach allen Seiten austeilend. So entstand die Unruhe, die die Polizei zum Anlass für zahlreiche Festnahmen und heftigen Pfeffersprayeinsatz nahm.

Das macht mich dann doch ein wenig ratlos, vor allem, weil es in der Form nirgends sonst erwähnt wird. Jedenfalls habe ich nichts gefunden, weder in der Presse noch auf Facebook oder Twitter. Aber ich bin natürlich auch nicht überall.

Nachtrag: Da hat sich ja doch noch was gefunden, gestern Abend im Tagesspiegel. Wie soll ich sagen? Dumm gelaufen! ;)

Zahlreiche Myfest-Besucher haben sich darüber beschwert, dass die Polizei am Abend des 1. Mai am Kottbusser Tor unverhältnismäßig Pfefferspray eingesetzt habe und hart gegen Unbeteiligte vorgegangen sei. Jetzt haben zwei Berliner Polizisten, die in Zivilkleidung vor Ort waren, Strafanzeige gestellt – sie wurden offenbar von uniformierten Kollegen mit Pfefferspray attackiert, außerdem durch Faustschläge im Gesicht verletzt.

Susanne am
1. Mai 2011

Friedrichshain tanzt in den Mai

Ich weiß nicht, was jetzt gerade so los ist in der Stadt. Über mir steht ein Hubschrauber in der Luft, schon seit Stunden zieht der seine Kreise hier in Neukölln. Es ist eben der 1. Mai heute.

Aber gestern muss es nett gewesen sein in Friedrichshain. Wenn man der taz glauben kann, dann wurde recht friedlich in den Mai getanzt:

Am Ende hat der Zufall die entscheidende Rolle gespielt. Denn als das Programm der Antikapitalistischen Walpurgisnacht um 22 Uhr beendet war, als Polizei, potenzielle Randaliere und Pressefotografen schon Stellung bezogen hatten für das, was da üblicherweise kommen sollte, kam eine Blechblascombo vorbei und lockte die Menge an. Zwar wurden noch einige Papierhäufchen angezündet, Flaschen geworfen und auch ein paar Böller knallten. Doch die überwiegenden Menge schwang lieber das Tanzbein, als sich mit der Polizei zu prügeln.

Susanne am
30. April 2011

Berlin, 1. Mai 2011. Und gleich danach der 2. Mai.

Morgen ist es soweit, das heißt eigentlich natürlich schon heute Abend. Aber was soll’s?! Das Geschwätz rund um den 1. Mai in Berlin hält sich in diesem Jahr angenehm in Grenzen, ich erwähnte es bereits. Vielleicht bin ich aber inzwischen auch nur lange genug in Berlin, um das alles nicht mehr allzu ernst zu nehmen. Wie in jedem Jahr heißt es jetzt einfach: abwarten und Ruhe bewahren. Ohnehin bin ich diesbezüglich ja eher zwiespältig gestrickt. Ich mag Gewalt und Randale nicht besonders, ganz im gegenteil. Ich kann aber auch Stillhalten und Herumdrucksen nicht besonders leiden. Und es gibt ohne jeden Zweifel mehr als genug zu meckern.

Erste Zeichen wurden bereits gestern gesetzt, der Tagesspiegel berichtete gestern von Feuer und Farbe, von denen einige Autos und u. a. auch das Jobcenter Neukölln betroffen waren:

Bereits in der Nacht zu Donnerstag gab es mehrere linksextremistische Anschläge. Das Haus der Wirtschaft in der Breiten Straße in Mitte wurde mit etwa 25 Farbbeuteln und Steinen beworfen. Gegen 3 Uhr zündeten Unbekannte in der Norwegerstraße in Prenzlauer Berg einen Smart der Deutschen Bahn an. Sieben weitere Fahrzeuge wurden durch die starke Hitzeentwicklung beschädigt.

Die zuständigen Stellen sind vorbereitet, weiß die Morgenpost zu berichten, deren Artikel zum Thema ausnahmsweise einmal vollständig kostenfrei zu lesen ist. (Ich hoffe, das bleibt auch so.) 6000 Polizeibeamte stehen bereit:

Zwei Tage vor dem 1. Mai sind die Vorbereitungen der Polizei weitgehend abgeschlossen. Etwas mehr als 6000 Beamte aus Berlin und mehreren anderen Bundesländern werden an diesem Tag und in der Nacht zuvor im Einsatz sein. Anders als in den vergangenen Jahren, als ein Großteil der Einsatzkräfte vor allem bei der als „störanfällig“ geltenden 18-Uhr-Demonstration in Kreuzberg konzentriert wurde, haben die Sicherheitsbehörden in diesem Jahr gleich mehrere Demonstrationen und Kundgebungen im Visier.

Nicht zuletzt steuert die taz noch den ultimativen Protest-Plan bei. Darin findet sich auch so etwas Hübsches wie ein Open-Air-Gottesdienst, beten für Frieden am 1. Mai. Naja, schaden wird es sicher nicht.

Ich selbst denke ja eher darüber nach, am 2. Mai auf die Straße zu gehen. Da findet nämlich die Großdemonstation gegen Arbeit statt, die soll ja sehr lustig sein. Das habe ich zumindest aus den letzten Jahren gehört. Und irgendwie klingt es auch so:

Wir dürfen den Fortschritt der Gesellschaft nicht daran messen, wie viele Arbeitsplätze wir geschaffen haben, sondern, wir müssen ihn daran messen, wie viele Arbeitsplätze wir beseitigt haben – durch den Einsatz von Maschinen, Robotern, Computern und Iphones.

Also, wenn ich am Wochenende alle anstehenden Arbeiten erledigt kriege, dann könnte es sogar sein, dass ich die Zeit dazu habe.

Susanne am
27. April 2011

Der 1. Mai 2011 in Berlin

Ach du liebe Zeit, es ist ja beinah schon soweit. Nächste Woche, nein, Ende dieser Woche ist der 1. Mai. Am kommenden Sonntag, und ich habe noch gar nicht so recht etwas davon mitbekommen. Dabei ist doch Friedrichshain und Kreuzberg immer Zentrum der diesbezüglichen Festivitäten. Fällt das in diesem Jahr etwa aus?

Natürlich nicht. Es gibt die Antikapitalistische Walpurgisnacht am Boxi und das Mayfest in Kreuzberg. Es gibt auch ein paar Demos, eine davon, die Revulutionäre, schlägt sich 2011 auch durch den Norden von Neukölln über den Hermannplatz bis zurück zum Südstern.

Mehr Infos und Links zum 1. Mai 2011 in Berlin gibt es auf xhain.info.

Susanne am
24. April 2011

So macht Ostern Spaß

Berliner leben gerne draußen, sogar mitten im Winter kann man manchmal vor den Lokalen hocken sehen. Doch in so einer Sonne macht das natürlich mehr Spaß. Auch ich habe heute eine kleine Runde gedreht, vorbei an touristischen Menschenhorden im Zentrum, vorbei auch an vollen Parks. Zum Beispiel am Volkspark Friedrichshain, in dem offensichtlich, wie im Tierpark, gegrillt werden darf. Was sonst?

Ich möchte wetten, dass Claudia sich heute in ihren wilden Garten verzogen hat. Das wäre doch zu schade, wenn nicht. Außerdem gibt es im Frühjahr in Gärten immer viel zu tun. Das weiß ich aus Erfahrung. Heute habe ich aber keinen Garten mehr, statt dessen ist da ein typischer Berliner Hinterhof. Eine ebenfalls wilde Wiese, zurzeit. Mitten darin Fahrradständer, halbfertige Baumaßnahmen, Mülltonnen und angrenzend der Nachbargarten. Die Karreebebauung hat dem Krieg nicht ganz stand gehalten, die Gebäude zur Straße stehen oder sind instand gesetzt worden. Hinten ist einiges verschwunden, ein paar Mauerreste zeugen davo, wenn ich mich recht erinnere. Und Brandschutzmauern natürlich.

Dieser olle Schuppen im Hintergrund heißt bei den Anwohnern übrigens „Martinibar“. Ich weiß nicht mehr, wer ihn so getauft hat, aber der Ursprung liegt eindeutig auf der Hand. Ein Stück dahinter ist eine Moschee, auch irgendwie typisch. In Berliner Hinterhöfen, vor allem in Neukölln natürlich. Ich lebe ja immer noch hier, deshalb mal wieder ein kleiner Blick auf die andere Seite, über Kreuzberg hinweg, zu mir hinüber. Ist ja frohe Ostern.

Susanne am
22. April 2011

Frühling in Berlin

Claudia hat Recht, man muss sich immer ein wenig sammeln nach den prallvollen re:publica-Tagen. Dann heißt es nicht nur, das Gehörte und Gesehene zu sortieren und zusammenzufassen, sondern auch noch, die inzwischen liegen gebliebene Arbeit nachzuholen. Und das kann schnell gehen, auch in drei Tagen. Wobei ich sagen muss, dass ich wohl eine klägliche Zusammenfasserin bin, mit meiner armen Poetenseele. ;)

Inzwischen ist der Frühling ausgebrochen, mächtiger als in den letzten Jahren. So kommt es mir zumindest vor. Oder wann hat es das letzte Mal ein solches Osterwetter gegeben in Berlin? Da ist es wohl an der Zeit, mal ein wenig nach draußen zu gehen. Ich denke noch nach, wo es denn so hingehen könnte mit mir an diesem Wochenende. Gibt es da vielleicht irgendwelche Vorschläge?

Aber ehe ich es noch ganz vergesse: In der Zwischenzeit ist eine neue Mauer errichtet worden, mitten in Berlin. Oder besser, in Berlin Mitte, im Kunsthaus Tacheles. Was wohl die Touris dazu sagen?