ClaudiaBerlin am
16. November 2010

Woran man merkt, dass man in Berlin ist…

…davon singt Christiane Rösinger ein gemütliches Lied:

„Berlin – Songs of L. and Hate“ heißt die ganze Platte. Ich vermute mal, das L. ist verkürzt, um Leonard Cohen Titel-technisch nicht in die Quere zu kommen.

Susanne am
14. November 2010

Berlin im Bürgerkrieg

Heute vor 20 Jahren wurde „die Mainzer“ geräumt. Die Hausbesetzer in der Mainzer Straße in Friedrichshain, in der es nach dem Fall der Mauer ein Jahr zuvor diverse besetzte Häuser gab, hatten die gesamte Straße systematisch abgeriegelt. Unter anderem gab es dort zu der Zeit ein Tuntenhaus, ein Frauen- und Lesbenhaus, ein Partyhaus und ein Haus der Hippies.  Gelebte Anarchie und selbstbestimmtes Leben, einen Sommer lang. Zwischen dem 12. und 14 November 1990 wurde die Straße dann von der Polizei geräumt. Im Anschluss an die umstittenen Aktion zerbrach die rot-grüne Koalition, an der damals auch Renate Künast beteiligt war. Eine Farbkombination, die im nächsten Jahr ja möglicherweise wieder angestrebt wird.

Der Tagesspiegel erinnerte gestern mit einem Artikel an diesen Teil Berliner Geschichte und lässt vier Beteiligte zu Wort kommen: Freke Over – einen der Besetzter, Walter Momper – damaliger Senatschef, Harald Wolf – Sympathisant und Vermittler und Thomas Goldack – damals ein junger Polizist.

Auch die taz greift das Thema auf und schreibt:

An diesem 14. November bricht in Berlin die größte Straßenschlacht aus, die die Stadt je gesehen hat. Damit endet ein Jahr der Anarchie, das mit dem Fall der Mauer begann. Und es zerbricht eine rot-grüne Koalition, die Christian Ströbele noch als „Jahrhundertchance“ bezeichnet hatte. Renate Künast kündigt das Bündnis nach dem Polizeieinsatz auf.

… als Deutschland ein knappes Jahr nach dem Mauerfall wiedervereint wird, versucht der Senat wieder Ordnung in den Bezirk Friedrichshain zu bekommen. Die Polizei rückt vor, die Besetzer bauen immer höhere Barrikaden aus Autoreifen, Einkaufswagen und Sofas. Die Mainzer Straße wird zum Zentrum eines Konflikts, der am 14. November eskaliert.

Eine Doppelseite zum Thema mit ausführlichem Bericht und vielen Bildern, damals und heute, gibt es übrigens nur in der Printausgabe, der sonntaz. Das lohnt sich aber, außerdem steht in derselben Ausgabe auch noch etwas über Neda Soltani. Aber das jetzt nur kurz am Rande.

Susanne am
8. November 2010

Volksentscheid über die A100?

Ja, bitte! Das sagt das Aktionsbündnis A100 stoppen. Auch wenn ausgerechnet die CDU diesen Volksentscheid beantragen will. In der jüngsten Pressemitteilung des Bündnisses heißt es u. a.:

Es ist zwar kurios, dass die entschiedenen Gegner der direkten Demokratie, die CDU, einen Volksentscheid zur A100 beantragen wollen – aber trotzdem, gerne!

Bis zu einer möglichen Volksabstimmung sollten keine Tatsachen mehr geschaffen werden. Vor allem sollte die teure „Vorsorgemaßnahme“ für den Autobahntunnel unter dem Bahnhof Ostkreuz entfallen. Dieser sinnlose Monsterbau verschlingt nicht nur mindestens 16 Millionen Euro, er verlängert die Umbauarbeiten des Ostkreuz um ca. ein Jahr und geht den Anwohnern auf die Nerven.

Wir denken, dass die Menschen die Autobahn ablehnen werden, wenn sie erkennen, dass mit dem 16. Bauabschnitt von Neukölln nach Treptow ein ganz neuer Ringabschnitt begonnen wird, der sich in der Folge über Friedrichshain durch den Prenzlauer Berg pflügen wird. Die Zeiten der autogerechten Stadt sind definitiv vorüber!

Der Autobahnausbau durch die Stadt ist politisch gestorben. Deshalb muss dringend neu entschieden werden, ob man mit der 16 Mio. Euro teuren Tunnelvorbereitung unter dem Ostkreuz und der Kündigung von über 300 Kleingärten in Neukölln zum 30.11.2010 vollendete Tatsachen schafft und den Ostkreuz-Umbau unnötig in die Länge zieht.

Mitten im Wahlkampf 2011 hätten wir mit einer vorgezogenen Autobahnbaustelle ein peinliches Politikum für die Senatsparteien. Das Aktionsbündnis A100 stoppen und die vom Autobahnbau betroffene Anwohnerschaft wird es als steuerverschwenderischen Willkürakt verstehen, sollte stur an diesem Vorhaben festgehalten werden.

Der komplette Text der Pressemitteilung kann auch als PDF eingesehen werden. Darüber hinaus bietet die Webseite des Aktionbündnisses A100 stoppen weitere Hintergrundinformationen und hält über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden.

Susanne am
5. November 2010

Theater in Friedrichshain – Novemberstück nach Émile Zola

Friedrichshain ist jung, und das bedeutet Clubs und Beats und lange Nächte. Logisch! Aber Friedrichshain kann mehr, zum Beispiel auch Theater. Darüber stolpere ich immer wieder auf der Suche nach interessanten Hinweisen. Und manchmal auch nur so, unterwegs in den Straßen.

Passend zum zwielichtigen November, dem Monat, der grundsätzlich zwischen den Welten taumelt und die Menschen mit ihm, bringt das Theater Verlängertes Wohnzimmer jetzt ein Stück aus der Welt der Toten. Tote sind nicht eifersüchtig, frei nach einer Erzählung von  Émile Zola, hat heute Abend Premiere.

In der Ankündigung heißt es:

In einer Pension im Paris des Jahres 1879: Marguerite, eine junge Frau beweint Olivier, ihren plötzlich verstorbenen Ehemann. Sie schreit um Hilfe. Ihre Nachbarn eilen zur ihr. Kurz darauf beginnen die üblichen Vorbereitungen für die Beerdigung: der Arzt stellt den Tod fest, die Totenwache beginnt, die Leiche wird angekleidet. Die Witwe ist in einem erbärmlichen Zustand. Dann die Erlösung: Nach 24 Stunden wird die Leiche weggetragen, der Tote ist beerdigt und das Leben kann weiter gehen.

Aber was geschieht in der Welt der Toten?

Die Seele von Olivier ist in der Pension und erlebt die Vorbereitungen für die Beerdigung, ohne Einfluss darauf nehmen zu können. Ähnlich wie seine Frau muss er Abschied nehmen. Olivier braucht Zeit, um zu verstehen, daß er nicht ins Leben zurückkehren kann, er kämpft verzweifelt gegen die neuen Umstände, erlebt seinen Tod als einen Irrtum des Schicksals:

“Im Tode vom Leben träumen, das war immer meine Hoffnung gewesen. Aber dieses ist ja zweifellos der Tod nicht! Ich werde gewiß gleich aufwachen. Ja, gleich werde ich aufwachen und dich in meine Arme schließen, um deine Tränen zu stillen”

Premiere: 5. November 2010 um 20 Uhr, Eintritt 8,-€, erm. 6,-€, Theater Verlängertes Wohnzimmer, Frankfurter Allee 91

Susanne am
1. November 2010

Ab November: Berliner S-Bahn entschuldigt sich

Anfang des Jahres war es bereits beschlossen und wurde alsbald bekannt gegeben. Jetzt ist es also soweit: Die S-Bahn entschuldigt sich bei ihren geplagten KundInnen mit den so genannten Entschuldigungsleistungen. Im März hatte ich es schon hier im Modersohn-Magazin  zusammengefasst, hier zur Erinnerung noch einmal das Wichtigste:

  1. Abonnenten und Jahreskartennutzer = November + Dezember frei
  2. Monatskarten = November + Dezember 15 Euro günstiger
  3. Gleitende Monatskarten = November 14 Tage länger gültig
  4. Einzelfahrausweise = November + Dezember  an Wochenenden als Tageskarte gültig
  5. Semesterticket = 2 Monate frei

Ab sofort heißt es, genau nachzurechnen, um ja nicht falsch zu machen. Lohnt sich nicht vielleicht ausnahmeweise ein Monatsticket? Wie ist das mit den Einzeltickets? Darauf vor allem sollte geachtet werden. An den November- und Dezemberwochenenden lassen sich wunderbare S-Bahnrundfahren mit einem Einzelfahrausweis machen. Denn der gilt dann schließlich als Tagesticket. Man könnte also günstig den S-Bahnring rundherum von Weihnachtsmarkt zu Weihnachtsmarkt fahren, mit der ganzen Familie vielleicht. Und das lohnt sich doch richtig.

Genau nachlesen kann man das Ganze auch auf einer extra Entschuldigungsseite der S-Bahn. Ganz unten steht auch noch etwas über eine Geste des Bedauerns, das wusste ich ja gar nicht. 400.000 Euro hat die S-Bahn im letzten Oktober an Wohltätigkeitsorganisationen verschenkt.  Immerhin.

Eine umfangreiche Entschuldigungsbroschüre, die nun wirklich alle Leistungen sorgfältig erklärt, ist übrigens auch als PDF erhältlich. Ich wünsche gute Fahrt!