Susanne am
20. Juli 2010

Tacheles in Danger & Action

Das Kunsthaus Tacheles hat zu tun. Als letzte Bastion in der gut durchgentrifizierten Mitte Berlins stehen nun offensichtlich etliche Teilräumungen an. Ein erster Versuch am 14. Juli scheiterte, die Metallwerkstatt konnte gerettet werden. Weitere Räumungen sind aber bereits fest eingeplant. So zum Beispiel morgen, wenn das Café Zapata an der Reihe sein soll und am darauffolgenden Mittwoch, den 28. Juli.

Am Montag ist darüber hinaus eine Demo geplant. Unter dem Motto

Euer Leerstand darf nicht unsere Obdachlosigkeit sein!

geht es am 26. Juli um 13 Uhr vom Tacheles über das Quartier 206 bis zur HSH Nordbank Filiale. Die Bank ist Eigentümerin des gesamten Arreals und drängt offensichtlich auf eine Abwicklung noch in diesem Jahr.

Ob es tatsächlich so kommen wird? Keine Ahnung. Es wäre nicht das erste mal, dass Räumungspläne scheitern. Ansonsten wäre das womöglöich der letzte Sommer, um diesen einzigartigen Komplex zu besuchen.

Susanne am
17. Juli 2010

WLAN für alle?

Die Illusion vom kostenfreien Netzzugang überall in Berlin kocht in der Hitze des Sommerlochs gerade wieder einmal hoch. Na gut, nicht überall natürlich, nur in der Innenstadt. Aber immerhin, Klaus Wowereit selbst ist es diesmal, der sich für die öffentliche Drahtlosigkeit stark machen will. Weil man in Aachen sehen könne, wie es in der Praxis funktioniert. (Quelle: Tagesspiegel)

Natürlich ist das mit der Kostenlosigkeit ist so eine Sache, ein Luftschloss, ein Hirngespinst, eine Illusion. Davon weiß die taz zu berichten. Bereits der Anfang des Jahres begrabene erste Vorstoß in Richtung WLAN für Berlin wurde aus diesem Grund begraben:

In Berlin hatte das Unternehmen Airdata angeboten, ein öffentliches WLAN-Netz aufzubauen, und hatte von einem „kostenlosen Zugang“ gesprochen. Zahlreiche Politiker, Medien und Internetaktivisten gingen diesem Marketingspruch auf den Leim und dachten, das Unternehmen wolle tatsächlich mehrere Millionen Euro in Berlin investieren, um dann jedermann einen kostenlosen und unbegrenzten Internetzugang zu schenken. Ein Sprecher der Aktiengesellschaft räumte zwar auf Nachfrage ein, die Investition solle sich schon rechnen, den genauen Weg dahin wollte er aber nicht bekannt geben.

Und auch in Aachen ist die Realität alles andere als kostenlos:

Der Elektronikkonzern Motorola hat in Aachen ein WLAN-Netz in Ampelschaltkästen aufgebaut. Das Netz deckt etwa die Hälfte der Innenstadt ab. Kunden des Kabelbetreibers Unitymedia können in Aachen kostenlos mobil ins Internet, wenn sie zu Hause auch einen Breitband-Internetanschluss von Unitymedia haben. Dieser kostet mindestens 20 Euro im Monat, die Mindestvertragslaufzeit liegt bei zwölf Monaten. Wer Kunde bei der Telekom, bei Alice oder einem anderen Anbieter ist, guckt in die Röhre – oder muss bei seinem Mobilfunkanbieter einen Tarif zum mobilen Surfen über das Handynetz kaufen.

Susanne am
13. Juli 2010

Berliner Wassertisch – Volksbegehren gestartet

wassertisch_logo.jpg

Wasser ist ein Menschenrecht – unter diesem Motto haben sich verschiedene Initiativen und interessierte BügerInnen zu dem Netzwerk Berliner Wassertisch zusammengefunden. Erklärtes Ziel ist es zurzeit, die Teilprivatisierung der Berliner Wasserbetriebe wieder aufzuheben. Aus diesem Grund wurde ein Volksbegehren auf den Weg gebracht, das die Berliner Wasserbetriebe dazu verpflichten soll, Verträge mit privaten Firmen öffenlich zu machen. Innerhalb von nur vier Monaten – bis zum 27. Oktober – müssen nun 170.000 Unterschriften zusammen gebracht werden. In Friedrichshain befindet sich die Sammelstelle beim Bürgeramt in der Frankfurter Allee, dort gibt es einen Straßenstand. Die Anlaufstellen für alle anderen Stadtteile können auf einer Karte nachgesehen werden.

Thema ist natürlich auch die hohen und extrem steigenden Wasserkosten in Berlin. In einem offenen Brief (PDF) an Harald Wolf, den Berliner Wirtschaftssenator und Aufsichtsratvorsitzenden der teilprivatisierten Wasserbetriebe geht es vor allem um die teuren Imagekampagne, die seit einiger Zeit bereits das Stadtbild prägt. 4,4 Millionen Euro sollen dafür ausgegeben worden sein, und das, obwohl es sich bei den „Wasserwerken“ um einen Monopolbetrieb handelt. Darüber hinaus heißt es in Bezug auf die mit Wasser erwirtschafteten Gewinne in dem Brief:

Allein im letzten Jahr waren es 270 Millionen €! Sie und wir wissen, dass die Wasserpreise seit 2001 um 35 Prozent gestiegen sind, Sie und wir wissen, dass wir im internationalen Städtevergleich die höchsten Wasserpreise zahlen; …

Wasser ist ein Menschenrecht, ein elementares Grundbedürfnis, mit dem sorgsam umgegangen werden sollte. Es ist keine Frage, dass das auch kostet. Aber 35% mehr in knapp 10 Jahren? Das klingt nach Umsatzmaximierung mit fragwürdigen Mitteln, zumindest bei einem Monopolbetrieb. Offensichtlich handelt es sich um ein weites Feld, das über das jetzige Volkbegehren noch viele Fragen aufwerfen wird. Da hat der Berliner Wassertisch wohl noch einiges vor sich.

(Weitere Infos gibt es via facebook und twitter)

Susanne am
11. Juli 2010

Volkspark Friedrichshain: Schuss auf farbigen Jugendlichen

Keine volle Woche nach der Mahnwache, die wegen verschiedener Angriffe auf (vermeintlich) Homosexuelle oder Transsexuelle initiiert wurde, kam es im Volkspark Friedrichshain erneut zu einem massiven Angriff. Diesmal handelt es sich offensichtlich um Fremdenfeindlichkeit oder Rassismus, denn Ziel war ein 16-jähriger Angolaner, dem mit einer Schreckschusswaffe direkt ins Gesicht geschossen wurde. (Quelle: Tagesspiegel)

ClaudiaBerlin am
9. Juli 2010

Mega Spree Demo Parade am 10.Juli

BIN - Bürgerinitiativen in BerlinEin großer Sternmarsch Richtung Rotes Rathaus soll es werden, „gegen die Betonpolitik des Berliner Senats und seiner Stadtentwicklungspolitik von oben“. Unter dem Motto „Rette deine Stadt“ will man von Friedrichshain, Mitte, Treptow, Prenzlauer Berg, Kreuzberg und Moabit aus demonstrieren – ich zitiere mal weiter aus dem Aufruf von BIN Berlin:

  • für eine soziale, nachhaltige und öologische Stadtentwicklung,
  • gegen den Ausverkauf von Freiräumen und Kiezen und gegen steigende Mieten, die nachhaltig zur Verdrängung führen,
  • für ein buntes und kulturelles Berlin anstatt einer teuren Kommerzmetropole.
  • für Spielwiesen und Freiräume anstatt trister Betonlandschaften und Gated Communities.
  • Für bezahlbare Mieten anstatt einer öden und grauen Spießerprovinz.

Am Roten Rathaus werden sich die Züge dann vereinigen und ein großes „Protest-Fest“ veranstalten: bei prognostizierten 38 Grad kann man wohl sagen, dass es richtig heiß werden wird! :-)

Und hier die Treffpunkte
(15 Uhr) für die sechs Züge: Friedrichshain: Boxhagener Platz; Kreuzberg: Oranienplatz; Treptow: Alt-Stralau/Elsenbrücke; Mitte: Tacheles, Oranienburger Straße; Prenzlauer Berg: Mauerpark; Moabit; B-Ladan, Krupp/Lehrter Straße;

Soziale Gerechtigkeit zu Grabe tragen

Die Initiative MEGASPREE beteiligt sich mit einer morbiden Kunstaktion und lädt alle interessierten Kiez-Bewohner zum Mitmachen ein:

Mit einem Leichenzug mit 14 Särgen tragen wir Demokratie, soziale Gerechtigkeit, Bildung, die Natur, die Spreeufer uvm. symbolisch zu Grabe. Dahinter folgen die Unfallopfer einer verfehlten autogerechten Verkehrspolitik und hunderte fliegende Luftballons gegen den Ausbau der A100.

Wir starten den Zug an der Kreuzung Elsenbrücke/Alt-Stralau 70 (vor “Wilde Renate”) und ziehen damit zum Roten Rathaus. Bitte sei pünktlich um 15 Uhr am Start. Stadtplan-Link

Mehr dazu im MEGASPREE-Blog.

Susanne am
9. Juli 2010

Amnesty International über Polizeigewalt in Deutschland

In diesem Monat veröffentlichte Anmesty International den Bericht TÄTER UNBEKANNT (PDF), in dem es um Polizeigewalt in Deutschland geht. Darin sind bekannte Einzelfälle seit 2004 dokumentiert, es handelt sich um Todesfälle in Gewahrsam und Misshandlungen bzw. unverhältnismäßige Gewaltanwendung durch Polizisten. Zum Abschluss wird auch der Komplex Strafanzeige gegen die Polizei angegangen: Indentifizierungsschwierigkeiten, unzureichende Ermittlungen, fehlende Unparteilichkeit, …

Das kommt mir alles recht bekannt vor, alles war in dem Schönfließ-Prozess ein Thema. Dass die Berliner Polizei in dem ausführlichen Bericht von AI ebenfalls und nicht gerade ruhmreich erwähnt wird, liegt da wohl auf der Hand.

Die Zeit beginnt den Artikel Schläger in Uniform mit der Schilderung eines Vorfalls in Berlin und fasst später zusammen:

„Unsere Recherche hat gezeigt, dass ernstzunehmende Vorwürfe gegen Polizisten nicht gründlich ermittelt werden. In einigen Fällen werden Ermittlungen erst sehr spät aufgenommen, in anderen werden nicht alle Beweise erhoben, zum Teil steht  auch Aussage gegen Aussage. In solchen Fällen stellt die Staatsanwaltschaft schnell die Ermittlungsverfahren ein, so dass es erst gar nicht zur Gerichtsverhandlung kommt“, sagt Monika Lüke. Für einen Rechtsstaat sei das bedenklich.