Susanne am
11. März 2010

Restmodern fotografiert Berliner Nachkriegsarchitektur

Berlin ist eine geschundene Stadt, auch und vor allem wenn man die Architektur betrachtet. Na gut, der neue Potsdamer Platz strahlt unangemessen vor sich hin und das einzigartige Ensemble auf der Museumsinsel ist Weltkulturerbe. Insgesamt betrachtet jedoch, abseits der zentralen Plätze und historischen Bauten, ist Berlin nach wie vor eine zerschossene und wieder zusammen geflickte Stadt. Die vielen Baulücken und freiliegenden Brandmauern zeugen davon. Ebenso die Uneinheitlichkeit, der nahezu überall vertretene Stilmix.

Ein in all dem offensichtlich verkanntes Element ist die Nachkriegsmoderne, 1945 – 1989. Dieser Baustil genießt keinen besonders guten Ruf, vieles wurde bereitwillig wieder abgerissen. In gewisser Weise kann ich das verstehen, ich bin auch nicht gerade ein Fan dieser Tristesse. Schließlich durfte ich in so etwas aufwachsen. Diese Betrachtung ist jedoch ein Fehler, findet zumindest restmodern.de. Ein Projekt, das sich darum bemüht, die verbliebenen Reste der aus dieser Zeit stammenden Bauten und Plätze zumindest auf Fotos festzuhalten:

Viele Bauten der Nachkriegsmoderne sind bereits abgerissen oder wurden bis zur Unkenntlichkeit umgebaut. Die verspielten Formen der fünfziger Jahre, die Grobschlächtigkeit der Sechziger, die menschelnde Architektur der Siebziger und die postmodernen Fassadencollagen der achtziger Jahre – das alles ist nur noch in Resten im Original erhalten. Unser Blick richtet sich auf diese Reste. Bevor es endgültig zu spät ist.

Schwerpunkt bilden allerdings nicht irgendwelche Highlights der Epoche, sondern vielmehr Gebäude in den Randzonen der öffentlichen Aufmerksamkeit:

Die von uns entdeckten Gebäude sind meistens keine Stars und wurden deswegen auch nicht so fotografiert, als seien es welche. Wichtiger waren Ausschnitte und Details, an denen auch die Spuren des täglichen Gebrauchs zu erkennen sind.

Zum Beispiel: der Metallzaun, Storkower Straße in Friedrichshain oder ein Autohändler, Böhmische Straße in Neukölln. Sehr schön ist auch die Rubrik Straßenmöbel. Sehenswert, in all seiner Häßlichkeit.

Susanne am
8. März 2010

Die Entschuldigungsleistungen der S-Bahn in Berlin

Das Punkt3-Magazin der S-Bahn gibt auch Spezialausgaben heraus. In Nr. 3, die derzeit an den Bahnhöfen ausliegt, werden die so genannten Entschuldigungsleistungen der S-Bahn ausführlich erklärt.

  1. Abonnenten und Jahreskartennutzer = November + Dezember frei
  2. Monatskarten = November + Dezember 15 Euro günstiger
  3. Gleitende Monatskarten = November 14 Tage länger gültig
  4. Einzelfahrausweise = November + Dezember  an Wochenenden als Tageskarte gültig
  5. Semesterticket = 2 Monate frei

Näheres steht auch in der Pressemitteilung. Am besten aber, man greift sich so ein Sonderblatt und verwahrt sorgfältig es bis Ende des Jahres. Denn da ist alles auf vier Seiten ausführlich erklärt. Und solche großzügigen Entschuldigungsleistungen – allein dieses Wort! – sollten doch von Herzen voll ausgenutzt werden. Auch wenn die Misere dann eventuell schon eine Weile her sein könnte. Man weiß ja nie, alles ist möglich. Alles wird gut. Irgendwann, vielleicht.

Susanne am
6. März 2010

Phantalisa Mädchentreff dreht Doku in Friedrichshain

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Der PHANTALISA Mädchentreff in Friedrichshain dreht bis Juni 2010 zusammen mit dem ALIA Mädchenzentrum in Kreuzberg einen Dokumentarfilm zum Thema Mädchenbiographien in Ost- und Westberlin bis 1989.

Genauer gesagt geht es natürlich um Geschichten aus Kreuzberg und Friedrichshain. Dabei sollen einerseits ganz konkrete Lebensgeschichten erzählt werden: gab es damals Telefon, Kino, Computerspiele? Wie wurde die Freizeit verbracht? Und wie der „Mauerfall“ erlebt? Aber auch die Phantasie soll eine Rolle spielen, zum Beispiel bei der Frage, wie wohl das Leben in dem jeweils anderen Stadtteil verlaufen wäre.

Für das Projekt werden zurzeit noch Mitstreiterinnen gesucht:

  1. Mädchen und junge Frauen ab 10 Jahre, die Lust aufs Filmemachen haben. Dazu gehören viele verschiedene Aufgaben wie Recherche, Drehbuch schreiben, das Drehen selbst, die Nachbearbeitung  usw.
  2. Interviewparnterinnen, die zwischen 1950 und 1980 geboren wurden und von ihren Erfahrungen in Ost oder West berichten wollen.

Premiere wird dann in Juli 2010 sein, der fertige Film wird an verschiedenen Orten in dem inzwischen vereinten Stadtbezirk Friedrichshain-Kreuzberg gezeigt.

Weitere Informationen zu der Filmwerkstatt und die Kontaktadresse können auf der Webpage des PHANTALISA Mädchentreffs nachgelesen werden.

Susanne am
28. Februar 2010

S-Bahn – sehr gefragt

Punkt3 ist die Kundenzeitung der S-Bahn für Berlin und den Regionalraum Brandenburger. Sie erscheint 14-tägig in einer Auflage von 150.000 und informiert ihre Leser rund um den regionalen Gleisverkehr. Ein bisschen Service und Tourismus ist auch dabei, vor allem aber werden die aktuellen Fahrplaninformationen abgedruckt. Derzeit sicher keine schlechte Idee.

Machen möchte ich ein solches Blatt eher ungern, zumindest nicht in letzter Zeit. Solche Blätter sind an sich schon Schwerstarbeit. Und Imageförderung erscheint mir unter den gegebenen Umständen nahezu ausgeschlossen.

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So lässt sich wohl auch diese Headline in einer der jüngsten Ausgaben erklären: Das Gedränge, Geschiebe und Geschubse in den härtesten Wintertagen als große Nachfrage einzuordnen. Das ist sehr amüsant!

ClaudiaBerlin am
25. Februar 2010

Verlosung: 1 Tag am Boxi

EisbärlinerNachdem Susanne die Kritik am Film “Boxhagener Platz” dankenswerterweise zusammen gefasst hat, bietet das MoMag nun per Verlosung eine gute Gelegenheit, sich selbst ein Bild zu machen:

„Ein Tag am Boxi“ heißt der Gewinn und besteht aus

  • zwei Freikarten für den Film und
  • zwei Gutscheinen des „Eisbärliners“ für eine Suppe/Kuchen/Eis/Waffel nach Wahl plus einem Freigetränk.

Die Verlosung ist eine Idee der Agentur PANORAMA3000 in Zusammenarbeit mit dem Filmverleih und den Machern des Eisbärliners: dass es endlich (nicht nur) Eis am Boxi gibt, freut uns ja außerordentlich. Denn lange Zeit war der Boxi in dieser Hinsicht eine Wüste, die zum Glück seit Juni 2009 der Vergangenheit angehört!

Mitmachen und (vielleicht) gewinnen: Wer über die Verlosung bloggt und einen Trackback setzt ODER unterhalb dieses Artikels kommentiert, ist dabei! (im letzteren Fall bitte eine korrekte Mailadresse angeben).

Einsendeschluss: 3. März (inkl.).

Kinostart ist am 4. März. Und bei YouTube gibt es einen Trailer. (Und wer den Eisbärliner nicht kennt, liest eine schöne Rezension auf der „Berliner Fresse“).

Susanne am
22. Februar 2010

„Boxhagener Platz“ – Berlinalefilm in der Kritik

Die Berlinale ist gelaufen, alle Teddys und Bären vergeben. Ich habe in diesem Jahr nichts gesehen, hatte einfach keine Zeit. Vielleicht war es mir auch zu kalt draußen, ich komme mir immer noch selbst vor wie ein Bär. Und bleibe vorzugsweise in meiner Höhle.

Trotzdem hier ein paar kritische Stimmen zu dem lokalen Filmereignis „Boxhagener Platz“:

Boxhagener Platz ist die Verfilmung eines Erfolgsromans von Torsten Schulz und wie das Buch vollgepackt mit Berliner Originalen und einer deftigen Handlung. Buch und Film gehören zu dem nicht kleinen Genre der „Liebeserklärung an …“-Werke, in diesem Fall also an das Berliner Kiez-Gefühl. Mit einer Garde von hervorragenden Schauspielern gelingt diese Heraufbeschwörung ziemlich gut. (Quelle: critic.de)

“Boxhagener Platz” entscheidet sich nie so recht, ob es jetzt eine coming-of-age-Geschichte über Holger oder ein spätes-Glück-ist-immer-möglich-Märchen für die Großelterngeneration sein möchte. Oder doch ein sanfter Revolutionsfilm? Oder gar ein betulicher Krimi mit klassischem whodunnit? Am Ende ist Boxhagener Platz nichts von alledem, leider auch keine Geschichte über Familienzusammenhalt bzw. -zerfall in Zeiten politischer Unterdrückung – zudem noch derart langsam und behäbig erzählt, dass keinerlei Schwung aufkommen mag. Ein Fernsehfilm, wahrlich nicht mehr. (Quelle: taz)

Ein stimmiger Berlin-Film, der sich vom heiteren Rentner-Krimi zum Sittenbild einer schon Ende der 1960er-Jahre verrotteten DDR wandelt. Auch hier fällt, wie in den meisten Beiträgen im Wettbewerb, der schwache Mann auf. Und er hätte zumindest einen Hauch Politik eingebracht. Denn es fällt auf, dass dieses erklärtermaßen politische Festival Politisches in höchstens homöopathischen Dosen serviert. (Quelle: Sächsische Zeitung)

Jenseits der offiziellen Kritik würde mich ja interessieren, wie das gemeine Publikum den Film gesehen hat. Ich kenne bislang nur das Buch, das mich – ehrlich gesagt – nicht wirklich vom Hocker gehauen hat.  War jemand da?

Nachtrag:  Kinostart ist übrigens nächste Woche am 4. März. Und bei YouTube gibt es einen Trailer.