Besuch auf dem Tempelhofer Feld

Berlin ist bekannt für seine vielen Parks und Grünflächen überall, an erster Stelle vielleicht der Tiergarten. Das gilt aber wohl nur von außen, wer zum Beispiel in Friedrichshain wohnt bevorzugt sicherlich den Volkspark Friedrichshain, die Kreuzberger tummeln sich im Viktoriapark oder im Görlitzer und die Neuköllner drehen ihre Runde in der Hasenheide. Dazu kommen noch die vielen kleinen namenlosen Grünflächen unmittelbar vor der Haustür oder höchstens zwei oder drei Straßen weiter.

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Anders verhält es sich sicher bei dem jetzt neu entstehenden Park auf dem Tempelhofer Feld, dem ehemaligen Flughafen Tempelhof. Die Zeit der Flieger ist vorbei, und die nunmehr freie und auch geöffnete Fläche wird ohne Zweifel nicht nur Touristen, sondern auch viele Berliner aus anderen Stadtteilen anziehen und das nicht erst zur Internationalen Gartenbauausstellung 2017.

Ich war gerade da. Und ich bin begeistert. Von der riesigen freien Fläche, auf der sich die vielen anwesenden Menschen beinah verlieren. Von den weitläufigen Radel- und Skaterstrecken. Von den aufsteigenden Drachen und den kräftig piependen Vögeln in den Vogelschutzbereichen. Von der gesamten Entspanntheit. Das lohnt sich, wirklich. Daraus könnte etwas werden.

Gut, da ist die Zaunfrage, der Sicherheitsdienst und das abendliche Abschließen. Meiner Meinung nach müsste der Zaun nicht überall stehen bleiben, hier und da ist er aber vermutlich ganz nützlich. Ich denke, dass sich das auch genau so entwickeln wird in den nächsten Jahren. Wachschutz ist ziemlicher Blödsinn, ebenso wie der nächtliche Verschluss. Auf Dauer wird auch das nicht aufrecht erhalten werden. Zunächst einmal gilt aber die Benutzungsordnung, die Radfahren erlaubt, ebenso angeleinte Hunde und Grillen. Verboten dagegen ist Zelten und Sprayen, sowie die gesamte Nacht. Schließlich gibt es nirgendwo eine Beleuchtung. Was ich mir allerdings ganz schön vorstellen könnte, Berlin im Dunkeln, vom Tempelhofer Feld aus.

Gestern gab es darüber hinaus einige Probleme bei der Umsetzung, wobei es sich hoffentlich nur Anfangsschwierigkeiten und Eröffnungstumulte gehandelt haben sollte. Sicher ist das jedoch nicht, denn schließlich ist da noch das Bebauungskonzept, das eine schicke Randbebauung der Parklandschaft vorsieht. Wenn ich das so lese: Columbia-Quartier =  innovatives Wohnen, Stadtquartier Neukölln = städtisches Wohnen am Park, Stadtquartier Tempelhof = Adresse für Zukunftstechnologie usw. Das riecht zweifellos nach Gentrifizierung, und als ich heute durch den Schillerkiez geradelt bin, stand mir auch genau das vor Augen. Auf der Neuköllner Seite befindet sich eine ruhige Gegend, die bislang wenig hermacht, aber dennoch Charme hat. Das scheint mir tatsächlich ein gefundenes Fressen.

Der Regierende hat in seiner Rede gestern dem dann schon mal vorgearbeitet:

Wowereit schränkte die willkommene Besuchergruppe nach den Rufen der Demonstranten sogleich ein: „Das ist nicht ein Park für die krakeelenden, sondern für die friedlichen Bürgerinnen und Bürger.“ (Quelle: taz)

Abwarten! Und was immer auch geschehen wird, solche Zwischenzustände haben ja stets etwas ganz eigenes. Das gilt es einstweilen zu genießen.

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