Warum Kieser-Training anders ist (Erfahrungsbericht)

Seit Januar mach‘ ich bei Kieser in der Rudolfstraße Krafttraining. Es ist nicht meine erste Fitness-Center-Erfahrung, denn ich war auch schon mal drei Jahre bei Fitness Company Berlin (Marchlewskistr.77), ein Center, das alles bietet, was man von so einer Einrichtung erwartet: Kraftmaschinen, Cardio-Geräte, viele Kurse, Bar, Sitzecke und eine schöne Sauna.

Viel Angebot muss nicht viel bringen

Gerade diese „Vollausstattung“ ist es allerdings, die nach der ersten Begeisterung dazu verführt, das eigentliche Training mehr und mehr zu vernachlässigen und dort mehr Wellness als Fitness (oder „Kurs-Zapping“) zu betreiben. Es gab auch keine „Trainingslehre“, die eine gewisse Motivation vermitteln könnte. Ein einmaliges Probetraining mit Einführung in den Maschinengebrauch überließ mich baldiger Langeweile: Mehrsatztrainung mit geringen Gewichten, keine Anleitung zu deren Steigerung. Es ödete mich schon bald an, dennoch dauerte ein Besuch – zusammen mit dem vorher zu absolvierenden „Aufwärm-Cardio-Training“ und dem nachfolgenden Saunabesuch – immer so drei Stunden, bis ich wieder zuhause war.

Als ich mal nach Theorie fragte, nach Methoden, wie ich was verbessern und mir selber interessant machen könnte, bekam ich drei Bücher über Bodybuilding geliehen, in deren komplizierte Trainingstheorien ich mich vertiefte – und eine davon probierte ich gleich aus. Mal ein paar Kilo mehr auf jedes Gerät, ich wollte jetzt an der Kraftgrenze üben, also WIRKLICHEN Muskelaufbau erreichen. Leider endete das schon gleich – trotz langem Aufwärmen! – mit einem Muskelfaseriss im Oberschenkel, der meine körperliche Schönheit bis heute mit einer Delle verunziert! :-)

Gesundheitsorientiertes Krafttraining – und sonst gar nichts

Für Kieser muss man reif sein, sag ich seither, wenn ich so manche Kritiker höre, die bei Kieser einiges vermissen, was anderswo geboten wird. Früher hab‘ ich ganz genauso gelästert über das äußerst puristische Angebot des gleichwohl erfolgreichen Anbieters gesundheitsorientierten Krafttrainings: nur die Maschinen in einer großen Halle, der Anmeldetresen, die Umkleide (mit Duschen) und ein Trinkbrunnen – mehr gibt es da nicht!

Die Kieser-Website

Das MEHR, das Kieser bietet, ist von anderer Qualität: eine super Betreuung mit drei Einführungstrainings, sowie in gewissen Abständen immer mal wieder ein angeleitetes Training. Obligatorisch auch der Arztcheck, der während der ersten 10 Trainings angesagt ist. Und vor allem: eine konsistente Trainingslehre mit 14 Prinzipien. Klar und einfach formuliert – und noch besser: es gibt für jeden Punkt eine gute, nachvollziebare BEGRÜNDUNG! Zum Beispiel für den Wegfall des „Aufwärmens“: es braucht kein Aufwärmen des ganzen Körpers, denn in den langsamen (!) Bewegungen erreicht man erst in den letzten Sekunden die Leistugsgrenze (was den eigentlichen „Trainingsreiz“ ausmacht) – 90% der Übung IST Aufwärmen, und zwar genau des Muskels, um den es gerade geht. Und weil sich hintereinander geschaltete Trainingsreize nicht addieren, reicht das Einsatztraining völlig aus.

Minimaler Aufwand, maximaler Nutzen

Die sich so ergebende Minimierung und Effektivierung des Trainings beeindruckt: An zehn (teils von Kieser selbst entwickelten) Maschinen übt man jeweils 60 bis 90 Sekunden – und aus die Maus. Das heißt, in 40 Minuten bin ich durch und kann nachhause gehen! Sport, Wellness, Leute treffen kann ich auch anderswo. Und Ausdauertraining (Walking, Fahrradfahren, Schwimmen) sollte im Freien stattfinden, meint Kieser, nicht an technischem Gerät.

Voraussetzung des (vieltausendfach nachgewiesenen) Muskelaufbau-Erfolgs ist akkurates und regelmäßiges Training: zweimal die Woche, mehr braucht es nicht. Bisher bin ich sehr zufrieden, vor allem kommt es nie dahin, dass ich mich langweile. 10 bis 12 mal eine Bewegung pro Gerät, das aber sehr konzentriert, da vergeht die Zeit wie im Flug. Dass es auch wirkt, merke ich z.B. daran, dass mir jetzt einige Yoga-Übungen leichter fallen, die mich kürzlich noch ins Schwitzen brachten. Insgesamt fühl‘ ich mich stabiler und das „Leiden am vielen Sitzen“ hat auch abgenommen – und das schon nach drei Monaten, in denen ich die Leistungsgrenze noch nicht bei allen Geräten erreichte. Man steigert das Gewicht nämlich langsam und kontinuierlich: wenn man noch weitere Übungen (am selben Gerät) schaffen würde, sind nächstes Mal zwei Kilo mehr angesagt…

Wer sich mal ausführlicher über Theorie und Praxis des Kieser-Trainings informieren will, ist mit dem kleinen Einsteiger-Buch „Gesundheit kennt kein Alter“ von Kieser selbst gut bedient. Man erfährt darin auch einiges über die Geschichte dieser Non-Mainstream-Herangehensweise, die gegen vielerlei Rückenschmerzen ungemein erfolgreich ist.

Ein starker Rücken – unerwünscht?

Dass der Erfolg von unseren Gesundheitssystem nicht unbedingt erwünscht ist, zeigt sich darin, dass „Kiesern“ von den Kassen nicht bezuschusst wird. Kieser verhandelte mit Kostenträgern und erlebte Folgendes:

„Auf meine Dreisatz-Rechnung »20 Milliarden kostet der deutsche Rücken jedes Jahr; 80% der chronischen Rückenpatienten werden schmerzfrei oder erfahren eine signifikante Schmerzreduktion mit einer einzigen, etwa zwei Minuten dauernden Übung, einmal pro Woche. Dies entspricht einer potenziell möglichen Einparung von sage und schreibe 16 Miliarden pro Jahr« erhielt ich die Antwort: »Wissen Sie, wie viel tausend Arbeitsplätze im Gesundheitswesen dies vernichten würde?«“

(aus: Gesundheit kennt kein Alter, S.155)

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Ein Blog von: ClaudiaBerlin

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10 Kommentare

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