Berlin: Mindestlohn macht Taxis teurer, Fahrer bekommen weniger Geld und mehr Langeweile

Gestern fragte ich einen Taxi-Fahrer nach der anstehenden Taxipreis-Erhöhung, von der man immer wieder hört. Und ja: ab 1.Juli wird es sie in Berlin geben. Eine Strecke, die bisher 10 Euro kostete, werde dann 11 Euro kosten. Der Fahrer konnte das nur so ungefähr schätzen, in verschiedenen Medien war gar von 20 bis 30% die Rede. Was er darüber hinaus erzählte, fand ich dann aber doch spannend und berichtenswert!

Die Mehrkosten, die angeblich „durch den Mindestlohn“ anfallen, sind nicht wirklich dafür da, die Fahrer besser zu entlohnen! Ganz im Gegenteil werden sie alle erhebliche Einbußen hinnehmen müssen. Wer bisher 50% vom Umsatz (VOR Abgaben und Steuern!) eingenommen hat, wird nun mit max. 8,50 brutto (!) pro Stunde abgespeist und hat keine Chance mehr, den jeweiligen Verdienst durch Eigeninitiative zu steigern. Mehr noch: Anstatt wie bisher Schichten von 12 Stunden zu fahren und dabei die Pausen selbst bestimmen zu dürfen, bekommen die Fahrer nun ein enges Regelungskorsett übergestülpt: Schichten mit max. 10 Stunden, genau vorgeschriebene Pausenzeiten, maximal an sechs Tagen die Woche.

Volle Kontrolle, enges Korsett

Ergänzt wird all das durch den sogenannten Fiskaltaxameter, durch den die Behörden die volle Kontrolle über die jeweiligen Umsätze haben werden. Diese Umstellung und die gesamte VERWALTUNG des Mindestlohns werde verglichen mit dem jetzigen System viel aufwändiger und deshalb teurer – also müssen die Gäste auch mehr zahlen.

Gegen den Fiskaltaxameter habe er nichts, meinte mein Fahrer. Wohl aber gegen den Mindestlohn, der ihn nicht nur Geld, sondern auch Bewegungsfreiheit kosten werde. Bisher hätte er vor dem Urlaub einfach mal ein paar Wochen „rangeklotzt“ – das sei dann nicht mehr möglich. Genau wie es auch nicht mehr interessant sein werde, für mehr als den Mindestumsatz zu sorgen, der grade so den Mindestlohn abdecke.

Das Taxi fahren wird also ganz schön langweilig, denn es gibt keinen Anreiz mehr, nach Kunden zu suchen.

Und die Politik? Die Taxi-Verbände (von denen es vier gebe) seien bei Nahles gewesen und hätten vorgetragen, dass der Mindestlohn für die Taxibranche nicht so wirklich passt. Erfolglos bisher – und ein richtiger Widerstand von Seiten der Fahrer sei auch nicht zu erwarten, da „die Verbände einfach gar nichts machen“.

Tja – vielleicht wachen sie ja auf, wenn der Umsatz dann einbricht. Weil es den Gästen in Berlin zu teuer wird und für die Fahrer zu öde.

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Ein Blog von: ClaudiaBerlin

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