Susanne am
29. März 2009

Hartz-IV fördert Sanktionen

Fördern und fordern, so lautet der begleitende Leitspruch, auf dem das ehrgeizige Hartz-Konzept der Schröder-Regierung basiert. Großes sollte damit in Angriff genommen werden, nicht weniger als eine grundlegende Umgestaltung der staatlichen Arbeitsförderung. Angesichts von seinerzeit (2002) zirka 4 Millionen Arbeitslosen ohne Zweifel eine drängende Aufgabe. Der vierte und letzte Schritt der Reform sah vor, Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe zusammenzugelegen. Hartz-IV, vor ziemlich genau 5 Jahren eingeführt, hat sich inzwischen jedoch vor allem zu einem Schlagwort für Inkompetenz und allgemeines Unbehagen entwickelt. Darüber hinaus scheint es in der Praxis seltsame Blüten zu treiben.

arbeitsamt.jpg

Foto: Pressematerial der Arbeitsagentur

Aus Göttingen wird in diesen Tagen von einem Sachbearbeiter des Sozialamts berichtet, der in seiner Freizeit interessiert den Inhalt der Bettelbüchse eines seiner Kunden beobachtete, um daraus eine Hochrechnung auf dessen Einkünfte zu erstellen. Der arbeitslose Hartz-IV Emfänger hatte keinen anderen Weg mehr gesehen, als sich regelmäßig zum Betteln auf die Straße zu setzen. Dummerweise wurde er dabei von dem Sachbearbeiter entdeckt und erhielt kurz darauf die rechtmäßige (?) Kürzung seiner Bezüge.

Die verschobene Jobcenter-Reform wirkt sich selbstverständlich auch auf die Berliner Kunden der Behörde aus. Kein Wunder, da sich in den Jobcentern der Stadt ohnehin schon Akten und Post unbearbeitet zu Bergen stapeln.

Aktuell liegen auch die Zahlen vor, die sich mit den in Berlin verhängten Sanktionen befassen. In erster Linie handelt es sich dabei um eine schrittweise Kürzung der Bezüge, die bis zu 100% gehen kann. Das bedeutet, daß der betreffende für einen gewissen Zeitraum gar keine Unterstützung mehr bekommt. Dabei muß er (der Kunde?) noch nicht einmal bettelnd irgendwo auf einem öffentlichen Platz gesichtet worden sein. Es reicht, wenn er eine verordnete Maßnahme (Förderung?) nicht antritt oder keine ausreichenden Anzahl an Bewerbungen bzw. Bewerbungsabsagen vorweisen kann. Friedrichshain liegt in diesem Ranking übrigens auf einem der Top-Plätze.

Das mit den Maßnahmen ist allerdings so eine Sache. Die Frage wie gut oder schlecht diese sind, stellt sich dabei nicht einmal an erster Stelle. Wohl aber läßt sich vielfach anzweifeln, ob sie immer gut gewählt und angemessen sind. Selbst Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner merkte der taz gegenüber an, daß sie ein gewisses „Augenmaß“ vermisse. Sie selbst hatte die Hartz-Gesetze allerdings auch abgelehnt.

Ich erinnere mich in dem Zusammenhang an einen meiner Besuche beim Amt, seinerzeit noch tief im Westen. Nach der Lehre wartete ich ein paar arbeitslose Monate auf den bereits zugesagten Platz an einer Schule, wo ich mein Abitur zu machen gedachte. Der zuständige Beamte wollte mich dennoch unbedingt zu einem „Rechtschreib- und Bewerbungskurs“ schicken, was ich damals allerdings lachend ablehnte. Gerade erst hatte ich in der Berufsschule mit erheblichem Erstaunen das Fach Mathematik mit den vier Grundrechenarten begonnen. Noch einmal wollte soetwas nicht unbedingt erleben. Zuvor hatte der gute Mann vom Amt auf meinen mit Bleistift ausgefüllten „Personalbogen“ übrigens mithilfe eines Radiergummis noch Platz für meinen zukünftigen Namen geschaffen. Offensichtlich war der Beamte der Meinung, daß ich irgendwann heiraten und dann anders heißen würde. Mutmaßlich galt seine Hoffnung einem Ausscheiden meinerseits aus seinem Personalbestand durch Eheschließung und Mutterschaft. Beides hat sich bislang jedoch nicht eingestellt.

Soviel zum Thema Kompetenz und Angemessenheit. Obwohl, das war Anfang der 80er, hatte dementsprechend wohl wenig mit der heutigen Situation zu tun. Oder etwa doch?

Susanne am
26. März 2009

lauer niemand Gastspiel – neue Frauenlese im ORi

Das ist doch mal eine Ansage: Eine Lesung nur mit Frauen und zwar weil man (?) der Meinung ist, daß auf dem Gebiet die kosmische Balance hergestellt werden sollte. Prima! Es lesen also Birgit Kreipe,  Jinn Pogy, Julia Trompeter und Isabella Vogel auf der inzwischen recht bekannten Neuköllner Lesebühne im ORi.

frauenlese_einladung.jpg

Und weil’s z. T. so klein geschrieben ist: Heute abend, 20.30 Uhr im ORi, Friedelstraße 8

ClaudiaBerlin am
24. März 2009

Berlinweites Verbot der Heizpilze kommt

Wie die TAZ berichtet, will die Umwelt-Senatorin Katrin Lompscher den Heizpilzen einheizen – und zwar mit einem Gesetz, das auch Elektro-Pilze und Heizpilze auf privatem Gelände verbietet.

Schade, dass hierzulande immer alles per Gesetz und Verbot geregelt wird. Man will gezwungen werden, anstatt selber die beheizte Sitzgelegenheit im Freien nicht zu nutzen. Solange es geht, sitzt man halt doch gern im Warmen – auch in Stadtteilen, in denen mehrheitlich grün gewählt wird und die Bioladen-Dichte hoch ist. Typisch deutsch halt…

Susanne am
22. März 2009

Rattenfänger

rattenfaenger.jpg

Einzelner Posaunenbläser lockt zum Frühlingserwachen auf dem Reuterplatz gestern eine kleine rote Wiesenratte zum Tanz. Oder so ähnlich.

Susanne am
20. März 2009

Frühlingserwachen mit den Kunstreutern

fruehlingserwachen09.jpgMist, diesmal bin ich beinah zu spät. Es ist ja längst Frühling, schon den ganzen Tag. Und das Programm des Frühlingserwachen 2009 in Neukölln läuft auch schon, seit Mitternacht bereits. Zum Teil zumindest, wenn ich das richtig gelesen habe. Habe ich aber ohnehin alles gerade eben erst entdeckt. So ein Mist aber auch.

So richtig total zu spät ist es zum Glück aber doch noch nicht: Morgen, am 21. März um 15 Uhr gibt es die große Open-Air-Eröffnung auf dem Reuterplatz. Mit Trommeln und Posaunen, also mit richtig viel Krach. Ganz wie es sich gehört, wenn man den Winter endlich hinter sich lassen kann.

Und um 17 Uhr geht es auf eine Erkundungstour durch die Läden und Galerien, wo bis Mitternacht Malerei und Fotografie, Performances und Klanginstallationen, Musik und Mitmachaktionen zu sehen und zu hören sein werden.

Was das alles mit Pegasus zu tun hat? Oder was Frühlingsspechte sein könnten? Keine Ahnung, das habe ich auch nicht so genau verstanden. Da werde ich wohl mal hingehen müssen.