Susanne am
19. August 2011

Berlin verstehen, auf die Straße gehen

Was bin ich froh, dass ich das nicht muss: Parteiprogramme durchlesen, analysieren und wie auch immer aufbereiten. Dazu habe ich nämlich nicht die geringste Lust, immer noch nicht. Doch das fasst ja Thomas hier bereits wunderbar zusammen, zum Beispiel das Geschreibsel der derzeit regierenden Parteien. Was für ein Glück.

Ich möchte da lieber kurz auf andere Wahlkampfspielarten hinweisen:

Und zwar solche, an denen die Bürgerinnen und Bürger auch jetzt schon aktiv teilnehmen können.

  • Da wäre zunächst einmal die Seite Berlin verstehen, die mit ganz eigenen Slogans aufwartet. Entlarvend mitunter. Und mitmachen geht auch. Also los, Berliner und Berlinerinnen!

Die Berliner SPD zieht mit dem Slogan „Berlin verstehen.“ in den Wahlkampf. Beachtlich, denn die SPD ist seit 22 Jahren in der Regierungsverantwortung. Immerhin – nun wollen die Sozialdemokraten mit Klaus Wowereit an der Spitze endlich die Stadt verstehen und uns Berlinern erklären, wie wir Berliner Berlin verstehen sollen.

Der Berliner dagegen sollte sich die Frage stellen was die SPD in den letzten 22 Jahren eigentlich zustande gebracht hat: was hat die SPD eigentlich verstanden? Nach so langer Zeit müsste eigentlich alles erledigt sein.

Das Aktionsbündnis be-4-tempelhof.de sammelt deshalb Vorschläge, um Herrn Wowereit Berlin zu erklären und hilft den Berlinern, ihre SPD zu verstehen.

So funktionierst: Geben Sie Ihre Erklärung in die obere Zeile in unseren Slogan – Generator ein und verbinden Ihre Angabe unter dem UND zu einer Botschaft an Klaus Wowereit. Über dem Verstehen können Sie Berlin , Wowereit , Berliner Senat aber einen anderen Begriff eingegeben, so wie es zu Ihrem Slogan passt.

  • Außerdem gibt es am Samstag, den 27. August wieder einmal einen guten Grund auf die Straße zu gehen. Thema des Aktionsbündnisses A100 stoppen ist die geplante Verlängerung der A100. Um 14 Uhr am S-Bahnhof Treptower Park geht es los – mit dem Rad und auf Rollen, wenn ich das richtig verstanden habe.

Wir demonstrieren gegen die geplante Verlängerung der Autobahn A100. Das sechs- bis achtspurige Autobahn-Teilstück soll in Neukölln beginnen und unmittelbar vor der Elsenbrücke am Treptower Park enden. Dauerstau rund um die Elsenbrücke ist nach Meinung unabhängiger Gutachter vorprogrammiert.

Der innerstädtische Autobahn-Ring ist ein Relikt aus der Mottenkiste der autogerechten Stadtplanung der 1960er Jahre. Der damals vorgesehene Ringschluss ist wegen der dichten Bebauung im Nord-Osten Berlins heute illusorisch. Doch trotz aller Bedenken hält der rot-rote Senat stur an diesem Schildbürgerstreich fest.
Dazu kommt: Vor allem nachts werden LKW-Fahrer ihren Weg nach Norden durch Friedrichshain, Prenzlauer Berg und Weißensee bis zur Autobahnauffahrt Pankow abkürzen – nicht zuletzt, um Mautkosten zu sparen. Lärm und Abgase nehmen zu, tausende Anwohner werden um ihren Schlaf und ihre Gesundheit gebracht, anliegende Wohnquartiere verlieren an Attraktivität.

Thomas am
17. August 2011

Arbeit, Arbeit, Arbeit mit ein bißchen Umwelt insklusive?

Was die beiden Parteien der Regierungskoalition von Berlin in ihren Wahlprogrammen zum Thema Energiewende bieten ist leider nicht viel. Überraschend ist vielleicht nur, daß Die Linke zwar quantitativ der SPD an Inhalten nachsteht, dies aber qualitativ keinen großen Unterschied macht.

Alte Liebe rostet doch

Ich gebe zu, bei meiner West-Berliner Herkunft hege ich noch immer Sympathien für die Sozialdemokratie. Wenn ich das SPD-Programm lese, – was wirklich schwerfällt: an Unübersichtlichkeit und Konzeptionslosigkeit lässt es sich nur mit dem der CDU vergleichen – scheint mir aber nicht viel Substantielles übrig zu bleiben. Und vieles erinnert mich an einen SPD-Slogan aus einem früheren Wahlkampf: „Arbeit, Arbeit, Arbeit“. Die umweltpolitischen Aspekte sind oft zweitrangig, dem (an sich leeren) Versprechen von Wachstum und Arbeitsplätzen untergeordnet.


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Susanne am
14. August 2011

Bin nur ich so wahlmüde?

Ja, ich könnte mir nun die Wahlprogramm zu Gemüte führen, so wie das neulich Thomas hier im MoMag gemacht hat. Normalerweise tue ich das auch. Man kann über den Gehalt dessen, was dort geschrieben steht, denken, wie man will. Vor allem natürlich über den Wahrheitsgehalt. Aber interessant ist es allemal, das habe ich in den letzten Jahren festgestellt.

Dennoch fehlt mir diesmal die Lust, ich bin schon jetzt absolut wahlmüde. Total desinteressiert, tut mir leid. Ich ärgere mich nur über die Plakatbespaßung, die inzwischen überall in Berlin aufgetaucht ist. Der Wind reißt doch die Dinger nur von ihren Masten und schleudert sie auf die Straße, wo man ihnen dann sicherheitshalber ausweichen muss. Neulich bin ich dennoch einem Kandidaten mitten über das Gesicht gefahren. Über den Mund sozusagen, aber natürlich nur symbolisch gesprochen.

Meine Unlust ist ungerecht, ich weiß

Wahlen sind wichtig, ich weiß. Und natürlich werde ich mir irgendwie eine Meinung bilden, um diese Qual am 18. September halbwegs vernünftig hinter mich zu bringen. Das Konzept des Wahlboykotts erschließt sich mir nämlich auch nicht, trotz aller Unlust und diesem leise köchelnden Ärger dicht dahinter. Ich bin ratlos. Geht es nur mir so?

Nein, offensichtlich nicht. Zum Glück nicht. Es gibt andere, die mehr Spaß an den derzeitigen Wettbewerben in der Stadt haben. Im Friedrichshainer Berlin BLOG beispielsweise wurde in der letzten Woche gejubelt: Jetzt geht’s lohos. Dort geht es nur am Rande um die olle Herta, dafür aber umso mehr um die auf die eine oder andere Art in der Stadt verteilten politischen Botschaften.

Erst war nichts, dann, zack – über Nacht – sind alle Laternen in Berlin plötzlich bunt geworden. Die Gelben, die Grünen, die Roten (im Doppelpack) und viele andere Farben machen das graue Berlin plötzlich bunt. Es gibt viele Plakate mit Köpfen von Leuten die man bisher nicht kannte, bei manchen sollte das besser auch so bleiben, und es gibt Plakate mit Text, sogenannten „Botschaften“. Die müssen meist plakativ und knackig sein, weil man sie ja eher im Vorbeigehen aufnehmen muss, zuviel Text verwirrt nur.

Bitte unbedingt lesen, es gibt da mehr als die üblichen Pappkameraden. Und natürlich wirklich gute Bilder dazu, wie immer in diesem lesenswerten Berlinblog.

Thomas am
11. August 2011

Nur wo DIE GRÜNEN drauf steht…

…ist auch viel Grünes drin.

Beim Vergleich der Wahlprogramme der Berliner Parteien im Blick auf eine Energiewende sticht – wen wundert’s! – das der GRÜNEN heraus. Das Programm enthält viele Ideen und stellt umfassendere Beziehungen zwischen den einzelnen energiepolitischen Fragen und Themen her. Nicht nur die hehren Ziele erfährt man hier: das Wahlprogramm bietet auch Lösungen an und verschweigt nicht die kritischen Entscheidungen, die in Zukunft gefällt werden müssen.

Als Wähler habe ich beim Programm der GRÜNEN am ehesten den Eindruck, dass diese Partei mit mir kommuniziert und ihre Vorstellungen zur Energiepolitik zur offenen Debatte stellt.


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Susanne am
10. August 2011

Ärger am Tacheles

Der Tagesspiegel spricht sogar von Eskalation. Dabei flog ein Stein in Richtung der Sicherheitsleute, die vom Hausbesitzer eingesetzt werden, außerdem wohl eine Menge Schreierei und eine kaputte Leiter. Ohnehin herrscht ja derzeit eine ziemlich unklare Lage in dem offensichtlich zweigeteilten Haus, das immer wieder einmal versteigert werden soll und in dem mit allen Mitteln nach Wegen gesucht wird.

Besonders nach einem Weg in den Garten, den ich dort auch immer am liebsten gehabt habe. Dieser wurde mithilfe einer Stahlbrücke realisiert, die jetzt zum Streitpunkt avancierte:

Grund für die Auseinandersetzungen ist die Stahlbrücke, die von den Künstlern vom Gebäude zum Gartenareal gebaut wurde. Der Sicherheitsdienst hatte am Dienstag begonnen das Konstrukt zu umzäunen und einzureißen. Bereits am Sonntagabend gab es Streit um die Brücke. Die Polizei holte dutzende Menschen von dem Stahlbau.

Die Bauaufsicht sperrte alle Zugänge zu der unsicheren Überbrückung. Rund 40 Polizeibeamte und die Feuerwehr waren nötig um knapp 100 Unterstützer abzudrängen. Ein Sicherheitsmitarbeiter wurde leicht am Fuß verletzt und seine Leiter beschädigt. Die Beamten leiteten Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung, Hausfriedensbruchs, Sachbeschädigung und falscher Verdächtigung ein.