Susanne am
29. Januar 2011

Liebig 14 – es wird mobil

Zurzeit sammeln sich Räumungsgegner und Sympatisanten der Liebigstraße 14 am Kottbusser Tor zur Demo. Gegen 15 Uhr geht es los, es bleibt also noch Zeit, sich ggf. dazuzugesellen. Persönlich mag man  zu dieser Art Wohnkultur stehen wie man will, ich selbst möchte und könnte in einer solchen Gemeinschaft vermutlich nicht leben. Und das tut mir manchmal auch ein bisschen leid. Aber da scheint mir zuviel familiärer Enge drinzustecken.

Doch es gibt größere, weitere Kreise, die dieses und ähnliche Projekte begleiten, zum Beispiel die raumgreifende Frage der fortschreitende Gentrifizierung, das Sortieren und Aussortieren nach Marktwert. Etwas platt ausgedrückt. Ein gesellschaftliches Thema, hochaktuell und lebensnah. Oder, wie es in einem Kommentar im Hauptstadtblog sinngemäß heißt: Warum über Liebig 14 aufregen, es gibt doch sowieso kaum noch solche Projekte. Ist das schon zuviel? Auch die taz fasste gestern noch einmal zusammen:

Die Bewohnerinnen und Bewohner der Liebig 14 haben viele Strategien probiert, um ihr Hausprojekt zu retten. Sie haben vor Gericht gestritten, luden Nachbarn ins Haus, setzten sich mit Politikern aus dem Bezirk an einen Runden Tisch, unterbreiteten über eine Stiftung ein Kaufangebot fürs Haus. Nichts hatte Erfolg. Die Eigentümer waren zu keinen Gesprächen bereit. Bis zuletzt zahlten die Bewohner ihre Miete, fuhren 500 Kilometer ins Ruhrgebiet, um einen der Eigentümer, den Geschäftsführer des Unnaer Kinderschutzbunds, zu treffen. Er war nicht zu sprechen.

Und das Neue Deutschland erinnert daran, dass Möglichkeiten zur Einigung vertan wurden. Und dass Eigentum verpflichtet, eigentlich:

Im vergangenen Jahr waren Verhandlungen im Rahmen des Runden Tisches über alternative Möglichkeiten auch daran gescheitert, dass die Bewohner Einzelwohnungen ablehnten.

Gänzlich ausgeschlossen ist offensichtlich, dass sich die beiden Hausbesitzer Suitbert Beulker und Edwin Thöne bewegen. Sie hatten in langwierigen Prozessen die Räumung gerichtlich durchgesetzt. An dem von Bezirkspolitikern der Linkspartei initiierten Runden Tisch 2010 hatten beide private Besitzer nicht ein einziges Mal teilgenommen.

Das wird wohl eine traurige kommende Woche, vielleicht auch eine gruselige. Hoffentlich nichts Schlimmeres.

Susanne am
25. Januar 2011

Schaumschläger? – Über Gentrifizierung in Berlin und New York

Gestern hatte ich ein Problem, keine Milch im Haus. Die war mir übers Wochenende leergelaufen, und so begann der Montagmorgen ohne Kaffee. Milchkaffee ist ein Muss, einmal am Tag, vorzugsweise zu Beginn und ganz besonders am Montag. Zwar wohne ich in Neukölln, immer noch, wo die Gentrifizierung gerade erst tief einatmet, um dann ein erstes Mal kräftig durchzupusten. Heute früh wurde ich also von Kreissägekreischen und Hammerschlägen geweckt, das Haus schräg gegenüber wird seit Monaten auf Vordermann gebracht. Aber nix mit Entkernung oder Grundsanierung, kein Grund zur Sorge. Da werden die sicherlich notwendigen neuen Fenster eingebaut, doppelte Verglasung usw., energietechnisch durchaus vernünftig.

Und überhaupt, was solls!? Ich habe Milch besorgt. Die Welt ist wieder in Ordnung, der Schaum steht und ich bin satt zufrieden. Was will ich mehr?

Passend zum Them lese ich Andrej Holm in dem Prenzlauer Berg Nachrichten: Was hat der Milchschaum mit der Verdrängung zu tun? Und denke dabei weniger an Prenzlauer Berg und Mitte oder gar New York, sondern vor allem an meine hiesige Nachbarschaft. Wann wird es ernst? Wieviel Zeit bleibt noch? Und an Friedrichshain natürlich, wo die „Umgestaltung“ schon weitgehend fortgeschritten ist. Wo vieles schon verschwunden ist, oder zurzeit im Verschwinden begriffen. Sind das die Stufen der Veränderung, die Stufen der Verdrängung? Endet das alles immer zwangsläufig so, wie Andrej abschließend bilanziert:

Dieser Zug scheint in Prenzlauer Berg weitgehend abgefahren – es mangelt nicht nur an Respekt, auch die (alte) Seele scheint verloren. Prenzlauer Berg zwanzig Jahre nach der Wende: die einen haben den Milchschaum vorm Mund, den anderen bleibt die Wut im Bauch.

ClaudiaBerlin am
24. Januar 2011

Hobby-Fotograf gesucht für geduldige Session

Dass es hunderte Bilder braucht, damit da fünf dabei sind, die mir gefallen, hab ich gelernt. Die letzte Session, die mir solche „5 Bilder“ geschenkt hat, ist nun schon über fünf Jahre her. Ich bin älter geworden und will das durchaus auch zeigen. Suche also jemanden, der mich geduldig abbildet. So ein, zwei Stunden lang – und auf meinem eigenen Speicher-Chip. Denn ich will die Macht über das „Bild von mir“ – und honoriere die Zeit, die es braucht, um genug „Material“ zu produzieren. In Geld, aber gerne auch in Form von Artikeln und Empfehlungen auf einigen meiner 6 Blogs. Im Fall des geglückten Events! :-)

Wer mag, möge mich kontakten!

Susanne am
19. Januar 2011

Demo gegen Massentierhaltung

Demonstrationen gibt es in Berlin sicher jeden Tag, das ist nichts Besonderes. Auch am kommenden Samstag geht es auf die Straße, diesmal gegen die allgemein praktizierte Massentierhaltung. Unter dem Motto WIR HABEN TIERFABRIKEN SATT! rufen verschiedene Gruppierungen und Verbände zum Protest auf.

Das Kölner Blog Freiheit und Frieden sagt dazu:

Dabei ist bekannt, dass in Massentierhaltungsanlagen mit Tieren auf eine Weise umgegangen wird, die uns als Gesellschaft beschämen muss. Es ist bekannt, dass die Massentierhaltung eine wesentliche Ursache des Klimawandels ist und dass sie die Umwelt hierzulande schädigt. Es ist bekannt, dass der hohe Fleischkonsum unserer Gesundheit nicht bekommt, und dass die Massentierhaltung unkalkulierbare Risiken im Hinblick auf die Entstehung neuer Epidemien birgt. Es ist bekannt, dass die Verfütterung von Getreide an Tiere eine Ressourcenverschwendung darstellt, die wir uns angesichts des Welthungers nicht leisten dürften, und dass der Export von Produkten aus Massentierhaltung Bauern in ärmeren Ländern die Existenzgrundlage raubt. Dieses Wissen muss endlich politische Konsequenzen haben.

Wir fordern den Ausstieg aus der Massentierhaltung und die Transformation zu einer sozial-ökologischen Landwirtschaft.

Einen solchen Richtungswechsel einzuleiten, kann nicht dem Markt bzw. den Kaufentscheidungen von Einzelnen überlassen werden. Wo Gemeingüter in Gefahr sind, bedarf es politischer Regelung.

Man muss keine überzeugte Veganerin sein, kein mit sich kämpfender Vegetarier, ja nicht einmal ein mitfühlender Tierfreund, um zu sehen, dass hier politischer Regelungsbedarf besteht. Genauso wenig, wie man Nudist sein muss, um unmenschliche Arbeitsbedingungen in Sweatshops kritisieren zu können. Wir rufen deswegen alle verantwortungsbewußten Menschen auf, sich uns anzuschließen.

Das sind sicherlich nur einige, aber dafür schwerwiegende Argumente, um sich gegen diese Praxis unserer Nahrungsmittelherstellung zu stellen. Und wie es dort steht: Es geht nicht darum, Veganer zu sein oder zu werden. Es geht nicht um diese ganz persönlichen Entscheidungen, die jedem selbst überlassen sind. Aber es geht um eine klare Forderung an die Politik. Und deshalb geht es am Samstag auf die Straße.

Es gibt aber auch einen Appell für den Ausstieg aus der Massentierhaltung, der ganz einfach Online unterzeichnet werden kann.

Demodaten: Kommenden Samstag, 22. Januar 2011, Start 12h am Hauptbahnhof, Abschluss am Brandenburger Tor

Susanne am
17. Januar 2011

Berliner Wassertisch – Volksabstimmung am 13. Februar

Dieser Tage werden die Abstimmungsbeachrichtigungen verschickt, ich habe meine schin bekommen. Am 13. Februar dürfen Berliner „über die Offenlegung der Teilprivatisierungsverträge bei den Berliner Wasserbetrieben“ entscheiden. So steht es im Begleitheft, das den Vorgang ausführlich erklärt. Auf der Seite der Initiative Berliner Wassertisch, die diesen Volksentscheid initiiert hat, kann man sich ebenfalls informieren:

Die Abstimmungslokale sind von 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet. Der Standort Ihres Abstimmungslokals ist in der von den Bezirkswahlämtern ab 10.01.2011 versandten Benachrichtigung enthalten. Die Unterlagen müssen bis 22.1.2011 zugegangen sein.

Die Unterlagen für die Briefabstimmung können Sie mit dem Formular auf der Rückseite der Abstimmungsbenachrichtigung beantragen oder direkt in einem Wahlamt Ihres Bezirks (dort können Sie den Stimmzettel auch direkt abgeben).

ClaudiaBerlin am
13. Januar 2011

Altern in Friedrichshain

Wie altert man im jungen Friedrichshain? Das frage ich mich, seitdem ich das neue Blog zur „Kunst des Alterns“ gestartet habe. Unser Stadtteil hat ja einen ungemein jugendlich-kreativen Ruf, von den Alten, die hier leben, ist fast nie die Rede.

Als ich 2001 hergezogen bin, konnte man noch stundenlang durch die Straßen laufen, ohne einen Menschen über 50 zu sehen, geschweige denn Menschen im Rentenalter.

Und doch gibt es sie. Hier mal eine Übersicht der melderechtlich registrierten Einwohner in Friedrichshain-Kreuzberg im Juni 2009, geordnet nach Altersgruppen:

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg. Wem die Zahlen zu klein sind, der möge sich das PDF laden.

12660 bis 18-jährige Kinder und Jugendliche wohnen also in Friedrichshain, aber auch 13436 über 65-Jährige. Wie geht es ihnen hier? Fühlen sie sich von der Jugend der Welt „überrannt“?

Wir veröffentlichen hier des öfteren Beiträge und Infos sozialer und kulturelle Projekte. Gibt es solche auch für alte Menschen? Ich lade alle ein, die in diesem Bereich etwas machen, uns Infos, Prospekte, Pressemitteilungen und Programme zu schicken. Auch Erfahrungsberichte von Freiwilligen und Beiträge alter Menschen sind herzlich willkommen!

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