Susanne am
9. April 2010

Liebig 14 – heute letzter runder Tisch

Fünfmal hat er seit Ende Januar stattgefunden, der runde Tisch zur Rettung des Hausprojekts in der Liebigstraße. Eine Lösung ist dennoch nicht in Sicht, nach und nach habe sich alles zerschlagen, berichtet die taz. Grund ist wohl vor allen Dingen die Weigerung der Eigentümer, eine Kooperation auch nur in Erwägung zu ziehen. So saßen am runden Tisch immer nur Politiker und Hausbewohner zusammen. Ein etwas eigenartiges Bild.

Auch einem Verkauf  stehen die Eigentümer wenig aufgeschlossen gegenüber, obwohl gerade in dieser Hinsicht ein Angebot auf dem Tisch liegt:

Auch die Schweizer Stiftung Edith Maryon zur Förderung sozialer Wohn- und Arbeitsstätten hat nach Aussage von Sprecher Ulrich Kriese „grundsätzliches Interesse“ signalisiert. Das sei aber bislang einseitig, Verkaufsgespräche seien nicht zustande gekommen. „Doch wenn der Eigentümer signalisiert, dass er verkaufen will, dann stehen wir bereit“, sagt Kriese.

Für heute ist ein letztes Treffen geplant, den entscheidenden Durchbruch erwartet aber offensichtlich keiner mehr.

Susanne am
8. April 2010

1. Mai 2010 – Berlin-Blockade gegen Rechts geplant

Wie immer im Vorfeld der Institution „Erster Mai in Berlin“ gibt es Berichte und Gerede, Planungen und Gegenplanungen, Vorfreude und Ängste. Derzeit vielleicht am wichtigsten: Geplante Naziaufmärsche – gleich drei rechte Demos sind angemeldet, eine davon unter dem schönen Titel „Nationaler Sozialismus jetzt“ – sollen gewaltfrei aber aktiv im Keim erstickt werden. Dazu ruft ein breitgefächertes Bündnis auf, weitere Entwicklungen können auf der auf der Infopage des Bündnisses nachgelesen werden: 1. Mai – nazifrei.

Die taz wies gestern in diesem Zusammenhang auf den 13. Februar dieses Jahres hin, an dem in Dresden auf die Art eine lange vorbereitete rechtsextreme Demo zum Jahrestag der Bombadierung der Stadt verhindert werden konnte. Und auch in Berlin ist schon Ähnliches gelungen:

Vorbild für die Initiative ist der 8. Mai 2005. Am 60. Jahrestag des Kriegsendes ließ die Polizei einen NPD-Aufzug nicht losziehen, weil die Innenstadt randvoll mit Gegendemonstranten war. Die NPD klagte erfolglos dagegen. Angesichts der Lage sei die Entscheidung der Polizei angemessen gewesen, entschied ein Jahr später das Berliner Verwaltungsgericht.

ClaudiaBerlin am
6. April 2010

Liebevolles Kiez-Medium: die Friedrichshainer Chronik

Update Januar 2021: Leider gibt es die Friedrichshainer Chronik nicht mehr!

Friedrichshainer Chronik April 2010Schon ihr Format und das schöne Layout lassen nur Gutes ahnen: Die Friedrichshainer Chronik berichtet informativ und liebevoll aufbereitet über alles, was in Friedrichshain erzählenswert ist.

Stadtgeschichte und Geschichten, interessante Orte und Straßen, Geschäfte, Kneipen und Restaurants sind Thema, es werden aber auch die Menschen liebevoll porträtiert, die im Kiez leben und etwas zu berichten haben.

Die April-Ausgabe ist seit dem 31.März zu haben und liegt wie immer kostenlos aus – auf einem Auslieferungsplan sind alle Orte aufgelistet, wo man mit Glück noch ein Exemplar des hübschen Druckwerks ergattern kann. Eine kleine Vorschau findet sich auf der Website der Friedrichshainer Chronik. Dort erscheinen dann mit einer kleinen Verzögerung auch alle Ausgaben online, was insgesamt ein interessantes Archiv zur Stadtteilgeschichte und zum Leben im Kiez ergibt. Man kann stundenlang stöbern und sich festlesen!

Thomas Heubner
ist der Macher des ungewöhnlichen Mediums, der mittlerweile Friedrichshain wie seine Westentasche kennt, obwohl er selber derzeit in Kreuzberg wohnt. Mitschreiber sind herzlich eingeladen, ihre Bilder und Texte über interessante Kiez-Themen beizutragen. Aktuell wird auch ein/e Medienberater/in zur Unterstützung des Anzeigenverkaufs gesucht, denn das Magazin finanziert sich vollständig über Anzeigen.

Ich wünsche der Friedrichshainer Chronik weiter gutes Gelingen, auf dass dieses attraktive Heft unserem erstaunlichen Stadtteil weiter erhalten bleibt!

Susanne am
30. März 2010

Das historische Gedächtnis der Stadt: zur Umbenennung von Straßen und Plätzen von Berlin

Große Städte unterliegen dem Lauf der Welt, besonders ihre Straßen, Plätze und Stadtteile wechseln ihre Bezeichnung oft paralell zu den historischen Strömungen. Für Berlin kann man diese Umbenennungen auf einer Liste nachlesen, auffällig sind natürlich vor allem die nach 1945 dringend nötigen Bereinigungen.

Häufig kommt es in deisem Prozess aber auch zu irrwitzigen Konstellationen: In jüngster Zeit war das die teilweise Umbenennung der Kochstraße in Rudi-Dutschke-Straße, sodass diese nun ausgerechnet auf die Axel-Springer-Straße stößt. Nach der „Wende“ wurden ebenfalls etliche Straßennamen geändert, insbesondere im „Osten“, aus zum Teil unverständlichen Bewegründen.

So musste zum Beispiel Wilhelm Külz, der sich 1933 als Bürgermeister von Dresden geweigert hatte, die Hakenkreuzfahne zu hissen, seine Straße an den Markgrafen zurückgeben. Auch der kommunistische Reichstagsabgeordnete und Widerstandskämpfer Hans Beimler, der 1936 im Spanischen Bürgerkrieg unter nicht ganz geklärten Umständen ums Leben kam, wurde auf diese Art ausgelöscht. An seine Stelle trat Otto Braun, ein Politiker, der mit dem Schwierigkeiten des Exils zu kämpfen hatte. Sicher auch keine schlechte Wahl, aber richtig schlüssig erscheinen solche Entscheidungen nicht. Der Besarinplatz nämlich, benannt nach dem ersten sowjetischen Stadtkommandanten, wurde entgegen der Absicht nicht in Baltenplatz rückverwandelt. Der Bürgermeister griff ein, wohl aufgrund russischer Missbilligung der Absicht.

Die Straßen von Berlin bergen in sich äußerst interessante historische Hintergrundinformationen, denen es sich immer  wieder einmal nach zu gehen lohnt. (Ähnlich wie die an vielen Stellen der Stadt verteilten Stolpersteine.) Einen aufschlussreichen Einblick – nicht nur in Bezug auf die Namensgebung – bot mir in dem Zusammenhang übrigens Régine Robin in ihrem Buch »Gedächtnis einer Stadt«, ab Seite 169, Der Bürgerkrieg der Erinnerungen, Die Toten sind nicht geschützt: die Straßennamen. Dort heißt es auf Seite 178:

Die Bürgermeister der Bezirke Prenzlauer Berg, Mitte und Friedrichshain weigerten sich, die Änderungen der Namen von Clara Zetkin (Dorotee), Arthur Becker (Kniprode), Dimitroff (Danzig) und Hans Beimler (Otto Braun) zu akzeptieren. Schließlich setzte sich [Senator] Haase durch, indem er erklärt, daß das Geschichtbewußtsein der Bewohner der Ostbezirke zu sehr von Parteipolitik der DDR geprägt sei und daß sie nicht in der Lage seien, ein Urteil zu fällen.

Dieses Buch ist eines meiner liebsten über Berlin und bietet ein einzigartiges Bild der Stadt. Sozusagen von außen betrachtet, mit dem Blick einer kanadischen Schriftstellerin und Historikerin. Lesenswert!

ClaudiaBerlin am
25. März 2010

BVV Friedrichshain-Kreuzberg – atmosphärisch betrachtet

Als interessierte Bürger aus Friedrichshain wollten wir uns mal einen Eindruck verschaffen, wie die öffentlichen Angelegenheiten unseres Bezirks so verhandelt werden. Abgesehen von gelegentlichen Postings zu Einzelthemen hatte ich bisher die Bezirkspolitik nicht im Fokus – weder persönlich, noch in diesem Blog.

Mit der Idee, dass sich das ja ändern könnte, enterten wir also zu zweit das Raumschiff BVV – ein BISSCHEN vorinformiert durch das Studium der Tagesordnung, über die ich am Montag schrieb. Mehr als die Titel der Anträge waren leider nicht online, so dass wir von den zur Behandlung anstehenden Themen nicht viel wussten – mal mit Ausnahme von öffentlich großflächiger bekannten Mega-Themen wie die Initative Mediaspree versenken.

BVV Friedrichshain-Kreuzberg am 24.3.2010

Wie man auf dem Bild sieht, sind die Fraktionen der BVV (fast) vollständig anwesend – sehr lobenswert angesichts dessen, was man z.B. in Sitzungen des Bundestags erlebt! Äußerst spärlich fanden sich dagegen Bürgerinnen und Bürger ein: außer uns waren während unseres etwa zweistündigen Besuchs ca. 10 Leute von der Media-Spree-Ini da, sowie noch zwei drei weitere Zuhörer. Weiterlesen →

Susanne am
24. März 2010

Gentrifizierungsopfer? – Liebig, Bödi usw.

Wer in Friedrichshain unterwegs ist, kann sie kaum übersehen: die besetzten oder ehemals besetzten und inzwischen (mehr oder weniger rechtmäßig) angemieteten Objekte im Kiez. Beheimatet sind dort zum Teil nicht nur Wohnprojekte sondern auch Volksküchen, Kinos oder Umsonstläden. Also Kultur im weitesten Sinn. Doch Liebig 14, Bödi 9, der Wagenplatz Laster und Hänger an der Modersohnstraße oder das Köpi in Kreuzberg, alle kämpfen mit ähnlichen, in letzter Zeit offensichtlich zunehmenden Schwierigkeiten.

Laster- und Hängerburg Berlin

Dass sich derzeit die Gentrifizierungsschraube in Friedrichshain besonders schnell dreht, ist ebenso offensichtlich. Die Mieten steigen stetig, der Mietspiegel 2009 weist es aus. Neuanmietung sind für Normalsterbliche größtenteils (leider) längst unerschwinglich. Kein Wunder, dass sogenannte Investoren auftauchen. Oder besser: weil sogenannte Investoren auftauchen, rigoros eingreifen und ganze Straßenzüge mit eigenen, fernab geplanten Konzepten überziehen. Da geraten über Jahre und Jahrzehnte gewachsene Strukturen ins Wanken, werden mit Hilfe von juristischen Taktiken und anderen Mechanismen in die Enge getrieben. Was nicht nur ärgerlich ist und übel, sondern vor allem auch schade. Sehr schade, wenn ein ganzer Kiez womöglich auf die Art seinen individuellen Charme verliert und am Ende nur noch ein am Reißbrett entworfenes Vermietungskonzept darstellt.

Persönlich wollte und könnte ich zwar nicht so leben, dazu bin ich wohl zu eigen. Oder zu chaotisch, tief in mir drinnen. Aus dem Grund scheint mir ein Leben in einer derartigen äußeren Unsicherheit nicht unbedingt erstrebenswert, wenn nicht sogar gefährlich. Aber natürlich sollte es die Möglichkeit dazu in einer Stadt wie Berlin ganz selbstverständlich geben. Bei den Gated Communities (siehe Link: Bödi 9) allerdings bin ich mir diesbezüglich nicht so sicher.