Susanne am
14. Mai 2009

Arabboy – Lesung in Neukölln

Güner Yasemin Balci wurde 1975 in Neukölln geboren und dort auch aufgewachsen. Was wohl bedeutet, dass sie sich hier auskennt. Außerdem hat sie Erziehungs- und Literaturwissenschaft studiert und unter anderem im sozialen Brennpunkt Neuköllns, im Rollbergviertel und im Mädchentreff „MaDonna“ gearbeitet. Heute ist sie Redakteurin für das ZDF-Magazin Frontal 21 und seit 2008 auch Romanautorin.

Morgen, 15. Mai, 19.30 Uhr,  liest sie im Museum Neukölln aus ihrem Roman Arabboy, der das Leben eines jungen Libanesen in Neukölln erzählt. Heimatlos, zwischen seinen libanesischen-palästinensischen Wurzeln und dem Neuköllner Drecksberlin, zählt für ihn und seine Kumpels nur das Gesetz der Straße. Was immer das auch sein mag. Selbstverständlich spielen kriminelle Handlungen, Gewalt und Drogen eine Hauptrolle im Leben des Jungen, und am Ende sitzt er im Knast, wo er sich ein paar Gedanken zu seinem verhassten Traumland Deutschland machen kann.

Ich war ja schon im letzten Jahr eher skeptisch, ob und wieviel Neukölln in diesem Roman steckt.  Aber so richtig Ahnung habe ich davon natürlich nicht. Das werde ich mir morgen also mal anhören müssen.

Susanne am
11. Mai 2009

Plakataktion in Berlin: gegen Internet-Zensur

Das Thema Netzsperren und Internetzensur, das ja zurzeit in aller Munde, bzw. Tastaturen, steckt und jüngst sogar, man höre und staune,  die Tagespresse erreicht hat, bringt überall kreative Protestaktionen hervor. Jetzt sind in der Stadt an vielen Orten Plakate dagegen aufgetaucht. Wer nicht die Straßen absuchen will,  kann sich das Plakat in Form einer Todesanzeige online bei Don Dahlmann ansehen. Eine schöne Sache, wie er schon sagt. Man darf gespannt sein, wie das Ganze sich weiterentwickelt, sowohl der Protest dagegen, wie auch die Entwicklung des Gesetzentwurfs selbst.

Man kann natürlich auch immer noch die Petition – keine Indizierung und Sperrung von Internetseiten mitzeichnen, obwohl die benötigten 50000 Mitzeichner längst erreicht sind. Das kann sicher nicht schaden.

ClaudiaBerlin am
5. Mai 2009

Leichenshow kommt zurück nach Berlin

Am Donnerstag (7.5.) wird die neue Ausstellung KÖRPERWELTEN & Der Zyklus des Lebens im Postbahnhof am Ostbahnhof eröffnen. Vor acht Jahren gastierte die „Leichenshow“ schon einmal dort und zog 1,3 Millionen Besucher an – trotz der vielfachen Kritik an der Präsentation echter Toter (Menschen und Tiere) in verrückten Stellungen.

Jetzt setzt der umstrittene Plastinator Gunther von Hagens noch eins drauf und zeigt ein Paar, das sich zu Lebzeiten nicht mal kannte, in einer Sex-Position. Wer mag (und ja, ich war auch neugierig..) kann sich eine Meinung bilden. Es wundert mich nicht, dass sich Michael Jackson post mortem plastinieren lassen will, wie ich derselben Quelle entnehme: er hat ja schon zu Lebzeiten alles getan, um optimal in Von Hagens Show zu passen.

Als Partner der Ausstellung firmieren u.a. der Deutsche Verband für Physiotherapie, der Fachverband Deutscher Heilpraktiker, der Brandenburgische Pädagogenverband und Tip Berlin.

Wir in Friedrichshain haben es ja nicht weit bis zur Ausstellung – ich frag einfach mal die Leser: geht Ihr hin? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?

Susanne am
3. Mai 2009

1. Mai 2009, Nachbetrachtung

Heute scheint es mir noch schlimmer zu sein, als es gestern hier bereits festgestellt wurde. Bei ZEIT ONLINE wird sogar von Toten geredet, die es zum Glück ja nicht gegeben hat. In der Headline findet sich das Zitat von Rainer Wendt, dem Vorsitzenden der Polizeigewerkschaft. Einerseits vielleicht verständlich, nach dem konsequenten und harten Einsatz der Polizei in Berlin, der bestimmt kein Spaß war. Andererseits eine etwas seltsame Nachbetrachtung, wie mir scheint.

Die Liveticker der verschiedenen Medien in der Nacht hatten noch ganz  realistisch zwischen den verschiedenen Demos und den anderen Veranstaltungen des Tages und des Abends gependelt. So ungefähr hatte ich es auch erlebt, als ich am Abend zwischen 19 und 22 Uhr vor Ort war.

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Zufällig sogar vor der Feuerwache in der Wiener Straße, ein Ort, der in den letzten Tagen häufig in der Presse genannt wurde. Es ist lange her, dass ich Steine habe fliegen sehen. Ich kann mich kaum daran erinnern, vielleicht war ich so nah überhaupt das erste Mal. Aber es war schnell vorbei, zumindest für alle nicht unmittelbar Beteiligten. Und das wäre doch mal eine Nachricht, die es auch wert wäre, verbreitet zu werden: Dass die Berliner Polizeitaktik, die ohne massive Aufmärsche und Wasserwerfer auskommt, insbesondere die friedlichen Proteste/Partys geschützt hat, an denen so viel mehr Menschen teilgenommen haben.

Wie immer in den letzten Jahren ist auch diesmal das Myfest nahtlos in ein Frühsommernachtsfest übergegangen, wenn auch mit einigen massiven Störungen. Und mit allem Vorteilen und Problemen, die nun damit wieder zusammenhängen. Viel Umsatz und viel Spaß. Aber auch viel Suff, viel Müll und viel Gestank. Aber das ist wieder eine ganz andere Sache.

ClaudiaBerlin am
2. Mai 2009

Alte Rituale, neu vernutzt

Gestern dachte ich noch, es werde nicht gelingen: was in letzter Zeit von Politikern über „soziale Unruhen“ gesagt wurde, klang schon ein wenig nach „Randale on Demand“. Die Medien taten ein übriges, um die Aufmerksamkeit auf den 1.Mai zu lenken. In den letzten Jahren war der so unverschämt friedlich geworden, das durfte ja nicht so weiter gehen! Schon gar nicht in den Zeiten der Krise, in der es ja soviel Gründe zu berechtigter WUT gibt.

Na, und nun hat es ja doch geklappt, die einschlägig Aktiven haben sich nicht lange bitten lassen und so kann der TAGESSPIEGEL heute Erfolg melden: Mehr Randale als in den Jahren zuvor.