Per Email kam der Hinweis: Ab jetzt gilt der Mondscheintarif bereits ab 18 Uhr. Klar, im Sommer kommen weniger Leute in die Sauna, doch mich halten auch höhere Temperaturen vom entspannenden Spiel mit Hitze und Kälte nicht ab. Von 18 bis 23 Uhr hat man nun gut Zeit, das beeindruckend vielfältige Angebot der (nach Eigenbeschreibung) attraktivsten Sauna in Berlin zu genießen: ein superschönes Dampfbad, zwei Blockhaussaunen im Freien, eine Vulkansauna mit feuerspeiendem Vulkan und Musik während des Aufgusses, zwei weitere heiße Saunen und eine Bio-Sauna mit Farblicht und meditativen Naturgeräuschen. Dazu eine auf „tropisch“ getrimmte große Liegehalle mit vielen Pflanzen und der Außenbereich zum Abliegen mit Wiese, Büschen, Bäumen und idyllischem Schilfteich. 14 Euro Eintritt erscheinen da angemessen, jedenfalls nicht unverschämt.
Aber…
Von der Anlage her ist das ehemalige „Blub“, heute „Al Andalus“ zweifellos die Top-Sauna von ganz Berlin – im Detail und in der Art, wie sie bewirtschaftet wird, ist sie leider alles andere als „top“. Man ist versucht, zu sagen: typisch Neukölln, was allerdings vielen engagierten Menschen und Einrichtungen dort Unrecht tut. Dem Blub nicht.
Zum Beispiel ist immer irgend etwas kaputt. Klar, so eine große Anlage bringt eben einen gewissen Verschleiß mit sich. Dass es aber viele Monate dauert, bis mal repariert wird, kann ganz schön nerven. Jetzt ist gerade das Tauchbecken außer Betrieb – und zwar schon ein „gefühltes halbes Jahr“. Und das im Sommer, wo sie es offensichtlich nicht zustande bringen, die Blockhäuser etwas weniger aufzuheizen als sonst, so dass in der Sauna schon mal 110 Grad (statt 90) herrschen. Vielleicht ist es ja technisch unmöglich, aber dann braucht es DRINGEND eine ganzkörperliche und effektive Abkühlung, nicht nur ein paar Duschen und Schläuche. Die Kühlung ist wohl auch der Punkt, wo es klemmt: da muss man evtl. richtig Geld ausgeben, um es wieder hinzukriegen – und da ziert sich „Al Andalus“ so lange es irgend geht. Die Leute kommen ja trotzdem… (ich nicht mehr, bis das Becken wieder ok ist!)
Haut verbrühen inklusive
Wenn nun in einer derart heißen Sauna gerade mal auf 100 Grad „runter gelüftet“ wird, bevor der „Saunameister“ zum Aufguss mehrere Liter Wasser (!) auf die Öfen schüttet, als wolle er löschen statt aufgießen, gerät das Ganze schnell zur Körperverletzung. Ich saß zum Glück „nur“ auf der zweiten Bank, doch ein Gast auf der dritten Bank stolperte mitten im Aufgussgeschehen mit heftigen Klagelauten von da oben herunter: Der „Gluthauch“ des verwedelten Dampfes hatte ihn allzu heiß erwischt – man kann sich da locker Verbrennungen holen, wenn der Saunameister die richtigen Mengen bezogen auf die Temperatur und das Raumvolumen nicht im Griff hat. (Es sollte ein AUFGUSS, nicht etwa ein DAMPFBAD sein!)
Angeranzter Käse, müffelnde Umkleiden
Im Restaurant dann auch wieder das Übliche: nicht mal das, was auf der bereits sehr abgespeckten Speisekarte steht, ist auch wirklich im Angebot. Einfach mal regelmäßig einen Supermarkt aufsuchen und genug Packungen „Chicken Wings“ auf Vorrat legen, ist wohl schon zuviel. Der Schafskäse, den ich alternativ bestellte, schmeckte alt und überlagert. Frisch gepressten Orangensaft – in anderen Saunen Standard – gibt es gar nicht mehr. Immerhin ein paar selbst gebackene Kuchen, die richtig gut schmeckten. Und im Außenbereich darf man sogar rauchen.
Unangenehm aufgefallen ist mir dann noch der Schweißgeruch im Umkleidebereich. Ich weiß nicht, wie oft diese optisch sauber wirkenden Räume geputzt werden, jedenfalls vermisse ich den frischen Geruch irgend eines wohl riechenden Putzmittels, der das menschliche „Müffeln“ in den Hintergrund drängen könnte.
Die Sauna „Al Andalus“, das „gute alte Blub“ ist also immer wieder ein zwiespältiges Erlebnis: eine tolle Anlage, aber mies gepflegt. Und die lange schon „in Planung“ befindlichen Ausbaupläne zur Wieder-Nutzung des ehemaligen Spassbades „Blub“ werden wohl auf ewig „in Planung“ bleiben. Denn neulich konnte ich im Wochenblättchen lesen, der Betreiber habe verlautbart, man könne so, wie es jetzt ist, gut leben. Na denn: viel Spass dabei! Stammgäste erzählten mir, es kämen immer weniger Gäste und voll (wie früher auch sommers an manchen Sonnentagen) wäre es gar nicht mehr.
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