ClaudiaBerlin am
7. Juli 2010

Berlinerinnen tragen weniger hochhackige Schuhe – gut so!

„Wenn Schuhe weh tun, muss man trotzdem laufen, als täten sie nicht weh“, sagt Mary Schempe in einem TAZ-Interview über ihr Mode-Blog „Stil in Berlin“. Klar, ich war schon immer der Meinung, dass zum Tragen all dieser High-Heels und Stilettos eine gehörige Portion Masochismus gehört: Hauptsache, die Optik stimmt – und dass es weh tut, gibt so ein schönes Gefühl der Selbstüberwindung für dieses große Ziel!

fotolia_13514559_xl.jpgBerlinerinnen verweigern sich allerdings dem exzessiven Herum-Stöckeln mehr als etwa Pariserinnen, die „fast alle hochhakig unterwegs sind“, wie Mary beobachtet hat. Vermutlich, weil Berliner auch in Sachen Mode eher „entspannte und auch ein bisschen zurückgelehnte Zeitgenossen“ sind, da passt das angestrengte Üben, damit auch der Gang zu Aldi mit Bravour auf 10cm-Absätzen gemeistert werden kann, nicht wirklich dazu.

Und ja, ich sehe überall junge (!) Frauen in flachen Schuhen: Sportschuhe, Sandalen, Pantoletten, Sneakers, Ballerinas – alles Schuhe, die (wenn sie passen) nicht schmerzlich von dem ablenken, was man gerade erlebt. Schuhe, die auch „funktionieren“, wenn der Boden nicht ganz glatt und eben ist, und mit denen man auch mal losrennen kann, um noch in die gleich abfahrende U-Bahn zu kommen. Undamenhaft? Ein ziemlich vorgestriger Begriff!

Dass hohe Schuhe optisch lange Beine machen und mit dem passenden Outfit „geil“ aussehen, stimmt. Aber muss frau denn von früh bis spät geil aussehen? Nix gegen gewisse Stunden, wobei es im übrigen auch bei hohen Schuhen „so’ne und solche“ gibt. Dazu mal ein Zitat aus einem Artikel der Orthopädin Dr. Monika Berthold:

„Ein ganz wichtiges Kapitel ist für den Orthopäden der Bau des Stöckels. Die Fläche am oberen Absatzende, das am Schuh montiert ist, muss parallel zum Boden liegen, damit die Ferse gut draufstehen kann. Nur so wird das Gewicht des Körpers zum Großteil von der Ferse getragen. Ist der obere Teil des Stöckels schräg gearbeitet, dann rutscht der Fuß wie auf einer Rampe in den Vorderteil des Schuhs, die Zehen werden zusammengepresst und deformiert, das ganze Gewicht des Körpers lastet am Vorderfuß.“

Für Mary Schempe und ihr Mode-Blog sind die Schuhe der von ihr fotografierten Berlinerinnen auch nicht wirklich ein Problem: „Oft taugen einfach die Schuhe nicht, dann fotografieren wir die Leute eben nicht ganz. „ Na also, geht doch!

– – –

Foto: Olga Ekaterincheva – Fotolia.com

Susanne am
6. Juli 2010

Der Fernsehturm am Alex

alex.jpg

Gerade habe ich meine Berlinfotos ein wenig sortiert. Das, was ich eigentlich gesucht habe, fand sich natürlich nicht. Dafür gerieten mir etliche Abbilder des Fernsehturms ins Visier. Von weit und von nah und von unten sogar, immerhin ist das Riesending von fast überall in Berlin zu sehen. Dabei hilft der Turm nie bei der Orientierung, denn schließlich sieht er von allen Seiten gleich aus. Nur zum Alexanderplatz findet man auf die Art natürlich immer. Was ja auch nicht schlecht ist, obwohl die Unplatzigkeit des Platzes schon auch enttäuschen kann.

Eines steht aber auf jeden Fall fest: man bekommt diesen verdammten Turm nie ganz auf ein Foto. Was man auch versucht, immer fehlt ein Stück, oben oder unten. Es geht einfach nicht anders, immer ist was im Weg. Und meine Bilder sehen noch dazu meistens so blöd aus, wie das da oben. Mit Plattenbauten und Großkaufhäusern mit im Bild. Wobei ich als Berlinerin natürlich genau weiß, dass es eben so ist, wenn man sich am Alex bewegt. Der Turm ist halt irgendwie auch dabei.

Der Blick vom Turm herunter soll aber grandios sein, hab ich mir sagen lassen.

Susanne am
3. Juli 2010

Schuldsprüche im Schönfließ-Prozess

Der des Totschlags angeklagte Berliner Kriminalpolizist, der Silvester 2008 einen flüchtigen, zur Fahnung ausgeschreibenen Kriminellen mit 8 Schüssen getötet hat, ist heute wegen Totschlags in einem minderschweren Fall zu 2 Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden.  Die Unklarheiten über den Tathergang konnten nicht restlos geklärt werden, dazu wurden die unmittelbaren Ermittlungen – sagen wir mal – zu ungenau durchgeführt. Demensprechend wurden die beiden Kollegen des Täters wegen versuchter Strafvereitelung zu Geldstrafen verurteilt.

Weitere Informationen gibt es  im Tagesspiegel und bei RP Online.

Nachtrag: Tumulte gab es auch noch, Revision wurde bereits angekündigt. Demo offensichtlich ebenfalls.

Susanne am
2. Juli 2010

Heute 19 Uhr: Mahnwache gegen Homophobie

Am vergangenen Samstag kam es im Volkspark Friedrichshain zu einer Reihe von Angriffen auf Schwule, bzw. auf Personen, die offensichtlich für schwul gehalten wurde. Alle wurden geschlagen und getreten, sie erlitten dabei Verletzungen am Oberkörper und im Gesicht. Es wird vermutet, dass die Aktion in Zusammenhang mit dem an dem Tag stattfindenden Transgenialen CSD stehen könnte. Bereits in der Nacht zuvor wurde nahe Lichtenberg ein Transsexueller attackiert, es könnte sich um dieselben vier Täter handeln. (Quelle: Tagesspiegel, 27.6.10)

Als Reaktion auf die Übergriffe findet heute um 19 Uhr am Spanienkämpferdenkmal im Volkspark Friedrichshain eine Mahnwache gegen Homophobie und Hassgewalt statt. Unterstützt wird die Aktion u. a. von der SPD Kreuzberg-Friedrichshain. Wer sonst noch zu der Aktion aufgerufen hat ist mir zurzeit leider nicht bekannt. (via Direkte Aktion)

Susanne am
29. Juni 2010

Schönfließ – wilde Ballerei oder Notwehr?

Gestern Mittag kündigte der Tagesspiegel das Gerichtsurteil in Sachen Schönfließ für den kommenden Samstag an. Es geht um den Tod des Neuköllner Kleinkriminellen Dennis J., der in der Silvesternacht 2008 von dem Zivilfahner Reinhard R. erschossen wurde. Die genauen Umstände sind offensichtlich in entscheidenden Punkten nach wie vor unklar, dennoch steht nun also der Prozess kurz vor seinem Abschluss.

Immerhin wurde Anklage erhoben und ein Prozess geführt. Die taz fasste bereits gestern den Fahndungs-, Tat- und Prozessverlauf ausführlich zusammen und warf dabei auch einen kurzen Blick in die Statistik:

Verfahren werden in der Regel eingestellt, weil den Polizeischützen eine Notwehrlage zugutegehalten wird. Schon dass die Staatsanwaltschaft Neuruppin wegen des Falls Schönfließ Anklage wegen Totschlags erhoben hat, ist somit eine kleine Sensation. „Die Geschichte riecht“, hatte ein hoher Beamter aus Brandenburg nach dem Vorfall zu Journalisten gesagt, als die Mikrofone aus waren.

Der Staatsanwalt fordert 3 1/2 Jahre wegen Totschlags, die Verteidigung plädiert auf Freispruch auf Grund von Notwehr. Letzteres, sollte das am Ende das Urteil sein, dürfte wiederum einen gewissen Duft verströmen, denn eines liegt ziemlich klar auf der Hand: das Zusammenspiel der beteiligten Polizisten, auch der auf der Ermittlungsseite, scheint ausgezeichnet funktioniert zu haben.

… Polizei und Kripo sind bei den Ermittlungen extrem viele Pannen unterlaufen. Der gravierendste Fehler war, dass in der Tatnacht nur eine ungefähre, aber keine detailgenaue Zeugenvernehmung erfolgte. Es fehlen Unterschriften auf den Vernehmungsprotokollen, Tatortskizzen sind nicht mehr zuzuordnen. … Statt den Beschuldigten R. nach dem Vorfall von seinen Kollegen zu trennen, saßen die drei Beamten stundenlang zusammen in der Polizeiwache Hennigsdorf. Es bestand also Gelegenheit, die Verteidigungsstrategie abzusprechen.

Ich bin sehr gespannt auf dieses Urteil, wie auch auf seine möglichen Folgen. Neukölln ist voll von an die Wand gekritzelten Anklagen in dieser Angelegenheit. Und eine erste Demo kurz nach der Tat gab es auch schon, soweit ich mich erinnere.

Wie auch immer. Nichts wird gut sein können, gut genug, wenn keine größtmögliche Klarheit hergestellt werden konnte.

______________________________________________________

Nachtrag I: Dass in dem oben verlinkten taz-Artikel der Vorname „Roland“auftaucht, scheint ein Fehler zu sein, der im aktuellen Artikel zu den Schlussplädoyers korrigiert wurde.

Nachtrag II: Dennis J. wird wahlweise als „Intensivtäter“ oder aber als „Eierdieb“ bezeichnet, was wenig zusammen zu passen scheint. Auch wenn es wenig zur Sache tut: „Eierdieb“ dürfte Knastjargon sein für einen Typ, der im Knast von echten „Knackis“ nicht für voll genommen wird. Passt also doch, irgendwie.

Susanne am
26. Juni 2010

Kino statt Fußball – Freiluftkino Friedrichshain

Mir ist schon wieder eine Idee für alternatives Freiluftrudelglotzen gekommen. Also, wer öffentlichen Fußball satt hat oder ihm gar nicht erst die Räume durch weite Flanken geöffnet hat: es gibt doch diverse Freiluftkinos in Berlin!

Eines der schönsten dürfte sich auf der Freilichtbühne im Friedrichshainer Volkspark befinden, das Freiluftkino Friedrichshain. Dort gibt es komfortable Sitzreihen, Tische und großzügige Liegewiesen. Es darf gepicknickt werden, sogar mit (angeleintem) Hund, Getränke und Popcorn werden aber auch zum Verkauf angeboten. Und die Programmliste liest sich ebenfalls abwechslungsreich und spannend.

Was es für einen Kinobesuch dort sonst noch braucht, sind natürlich Dunkelheit und Abendwärme, die berühmte laue Sommernacht. Langsam aber sicher sollte das kein Problem mehr sein. Obwohl ich zugeben muss, dass ich am letzten Dienstag noch einen beschämenden Rückzieher gemacht habe. Bright Star von Jane Campion habe ich also leider erstmal verpasst. Aber morgen um 21.45 Uhr wird Tannöd gezeigt, der letzte Film mit Monika Bleibtreu. (Und anschließend geht es dann – am besten ganz allein – durch den Park.)

Eintritt 6,50 €, es gibt auch 5er- und 10er-Karten, Ermäßigungen sind nicht angegeben