Susanne am
10. Oktober 2008

Zur Sonne

Auf die Gefahr hin, daß ich mich wiederhole. Oder daß ich all das wiederhole, was in Berliner Zeitungen oder Magazinen seit einiger Zeit in schöner Regelmäßigkeit immer wieder wiederholt wird. Ich sag’s trotzdem noch einmal: Neukölln ist in! Ohne jeden Zweifel.

Vor allem aber ist es in, darüber zu schreiben.

Die Siegessäule wartet in der aktuellen Ausgabe mit zwei Neuköllnartikeln auf. Einem Buschkowskyinterview und einem Reuterkiezbericht. Letzterer bleibt mit dem Zitat „hier sieht es schon deutliche weniger ranzig aus als noch vor fünf Jahren“ (Simon Raiser) ziemlich auf dem Teppich. Die Angst vor der „Verprenzelbergerisierung“ wird angesprochen, aber – durchaus realistisch, meiner Meinung nach – für „unwahrscheinlich“ gehalten. Dennoch haben natürlich „Szenekneipen, Shops, Galerien … neu eröffnet, Künstler ein Atelier gefunden“. Ist aber alles schon mal gesagt worden. Mehr als einmal.

Der aktuelle Tip zeigt sich wirklich mutig und thematisiert nicht den vielbeschworenen Reuterkiez sondern die Sonnenallee. Tatsächlich. Wo diese doch ihrem Namen nun wirklich keine Ehre macht, ganz im Gegenteil. Obwohl zweispurig wirkt sie eng, ist immer zu voll. Auch die Gehwege, zumindest im nördlichen, im Neuköllner Teil. Der ist eindeutig von arabischem Einzelhandel geprägt. Es gibt Shisha- und Falafelläden, besonders zu empfehlen sind die Holzkohlegrillhähnchen bei Ris A. Der Laden brummt, das ist unübersehbar. Es gibt Nüsse, Kräuter, Fisch und Gewürze in der Sonnenallee. Und zwar alles ziemlich günstig. Es gibt auch Möbel und jede Menge Kitsch, vereinzelt ein paar Cafés, in die ich mich nicht hintrauen würde. In der Annahme, daß Frauen dort nicht wirklich willkommen sind.

Vor allem aber ist die Sonnenallee schmutzig und laut. Sie ist hektisch auf jedem Millimeter. Und es gibt die eine oder andere Ecke, da warte ich nachts nur ungern auf den Bus. Im Tip wird zwar behauptet: „Langsam sickert Kreuzkölln in die Sonnenallee ein, …“. Ich weiß aber nicht so recht. Bislang sehe ich davon nichts.

Also alles nur Gerede und Geschreibe? Mein Vorschlag wäre, bei reuterkiez.net vorbeizuschauen, wenn man wissen will, was abgeht. Oder bei Rixdorfer Stadtschreiber, wo es fantastische Einblicke gibt. Eine weitere Möglichkeit bietet die Stadtschreiberin von Neukölln. Noch besser ist es natürlich, einfach mal selber hinzugehen.

Susanne am
7. Oktober 2008

Der Boxer

bmw_1.jpg

Ich liebe sie, die alte Gummikuh. Die und keine andere ist mein Traummotorrad. (Motorräder sind weiblich, jawohl!) Gut, vielleicht würde ich doch ein etwas jüngeres Modell wählen.

bmw_2.jpg

Auf jeden Fall hat der alte BWM-Boxermotor einen entscheidenden Vorteil. Er kann sich ganz bequem anlehnen, wenn kein richtiger Ständer mehr vorhanden ist.

ClaudiaBerlin am
7. Oktober 2008

Mal wieder: Freiheit statt Angst

Noch immer finde ich den Slogan ziemlich beschissen, das Anliegen aber ok – deshalb hier der Hinweis auf die Demo am Samstag:

Demo-Ankündigung: Freiheit statt Angst

Bei Stefan Niggemeier wird  der Spruch unter dem Artikel „Freiheit essen Angst auf“ gerade kontrovers diskutiert.

Nebenbei frage ich mich, ob die Zeit der Straßendemos nicht langsam vorbei ist. Die finden ja im Grunde nur statt, um der Printpresse und dem TV was zum Ablichten zu bieten und insgesamt kommen immer weniger Menschen. Es sei denn, es ist saugutes Wetter…

Susanne am
3. Oktober 2008

Bergmannstraße ist jetzt Fahrradstraße

bergmannstrase.jpg

Nun ja, zumindest zum Teil. Genaugenommen ist das Stück zwischen Südstern und Marheinekeplatz seit kurzem vorrangig für Fahrradfahrer ausgewiesen. Richtig viel Unterschied konnte ich neulich aber nicht erkennen. Im Grunde sah es da in den letzten Jahren nicht anders aus. Viele Räder und wenig Autos, nebeneinander gefahren sind die Radler hier auch schon immer. Da ist die Berliner Verkehrsplanung wohl einfach mal den Gegebenheiten gefolgt. Gut so.

Berlins längste Fahrradstraße ist ja seit ein paar Wochen schon die Linienstraße, immerhin 1,9 Kilometer lang. Und weitere sollen folgen. Bin mal gespannt, ob sich das wirklich „rumspricht“ bei den Autofahrern. Das mit den Fahrradstraßen und wie das so geht.

bergmannstrase_3.jpg

ClaudiaBerlin am
1. Oktober 2008

Ströbele kandidiert wieder

In einem Interview mit der Berliner Morgenpost begründet Christian Ströbele (69), warum er sich entschieden hat, erneut als Direktkandidat in Friedrichshain-Kreuzberg zur Bundestagswahl anzutreten. Er will sich weiterhin für ein verantwortungsvolles Ende des Kriegs in Afghanistan und für das Zustandekommen einer linken Mehrheit auch im Bundestag einsetzen.

Gefragt, warum er den Weg „nach einem erfüllten politischen Leben“ nicht für Nachfolger frei mache, meint Ströbele: „Ein solches Direktmandat für einen Grünen kann man nicht einfach weitergeben wie einen Listenplatz. Es ist sehr stark auf die konkrete Person bezogen. Es muss jedes Mal völlig neu erkämpft werden, schon weil ein starker Bevölkerungsaustausch stattgefunden hat. Es wäre völlig offen, welcher Kandidat welcher Partei den Wahlkreis gewinnt, wenn ich nicht mehr antrete.“

Recht hat er, Ströbele ist eine Institution, quasi schon „Kult“ – und alles in Mode gekommene „GRÜNEN-Bashing“ betrifft ihn nicht. Dennoch wird es schwieriger werden, da DIE LINKE nach meiner Einschätzung deutlich mehr Sympathien auf sich versammelt als noch vor der letzten Wahl.

Auf Ströbeles Homepage findet sich seine „Erklärung zur Kandidatur“.

Susanne am
25. September 2008

Quo Vadis, Neukölln?

Seit Jahren schon, spätestens aber nach der Rütlikatastrophe, scheint Neukölln in aller Munde. Gemeint ist damit der Ortsteil Neukölln, nicht etwa der Bezirk. Insbesondere Rudow stellt sich ganz anders dar als der harte Norden. Unten im Süden befinden wir uns am biederen Stadtrand von Berlin. Da werden noch Bürgersteige geklappt. Und das ist kein Thema.

Nord-Neukölln hingegen, wie das vermeintliche Slum in der Presse gern genannt wird, ist und bleibt offensichtlich spannend. Hier ist es voll und eng, hier werden viele Sprachen gesprochen, vielfach auch Deutsch übrigens. Hier ist es aber auch ausgesprochen grün und mitunter sogar idyllisch. Unten am Kanal, der zugegebenermaßen reichlich verdreckt ist. Wie so viele Gewässer in Berlin.

Aktuell wird gerne die Aufwertung des äußersten Nordens von Nord-Neukölln beschworen. Künstler und Studenten müssen herhalten, um ein Gegengewicht zur allgemeinen Artmut zu bilden. Wobei ja gerade diese Bevölkerungsgruppen zumeist auch nicht gerade durch Reichtum glänzen. Dennoch: Neukölln ist zur Marke geworden, Neukölln wird verkauft, findet das Gentrification Blog von Andrej Holm dieser Tage.

Und ich? Ich gucke auf die Weserstraße runter, das eigentliche Herz  von Neukölln. Und warte ab, wohin sich dieser Tanker wohl wenden mag in den nächsten Jahren.